BARTER/SCHNIPPER: DIE
GESCHICHTE DER UHR
Seit Jahrhunderten sind die Menschen von Uhren fasziniert. Handliche oder gar tragbare
aber benötigten etliche technische Erfindungen, bis sie etwa ab dem 16. Jahrhundert zu
immer genaueren Zeitmessern wurden.
Aber auch zu kunsthistorischen Pretiosen, wie nun Alexander Barter und Daryn Schnipper mit
dem opulenten Textbildband Die Geschichte der Uhr: 100 Uhren aus 500 Jahren
zeigen. Langjährig für die Uhrenabteilung des Auktionshauses Sotheby's zuständig,
zählen dieses Autoren zu den weltweit führenden Experten zum Thema.
Chronologisch gehen sie vor und beginnen mit einer französischen Trommeluhr von etwa
1525, noch einzeigrig. Stilistisch und vor allem auch technologisch gibt es stet
Fortentwicklung und manche der edlen Stücke verblüffen mit ihrem ungewöhnlichen
Aussehen wie das Wunderwerk der Smaragduhr von 1610.
Wie einige andere Stücke auch ist sie gar nicht als Uhr erkennbar, solange sie nicht
aufgeklappt wird, denn äußerlich sieht man lediglich einen exquisit geformten
kolumbianischen Smaragd. Viele der Meisterwerke der Uhrmacherkunst sind ausgesprochene
Schönheiten und das nicht nur wegen reicher Edelsteinverzierungen.
Technische Spielereien finden ihre Beispiele, wenn da bereits eine Uhr aus dem
Elisabethanischen Zeitalter ein astrolabisches Zifferblatt aufweist. Oder der deutsche
Tüftler Jacob Auch um 1795 eine Uhr mit astronomischem Kalender mit Doppelzifferblatt und
geozentrischem Planetarium ausstattet, während es auch Ausreißer in der äußeren
Erscheinung gibt wie den Singvogelautomaten mit eingebauter Uhr.
Unruhespiralen und andere technische Neuerungen sorgten für revolutionäre
Entwicklungssprünge und schließlich faszinieren die schier unglaublichen Wunderwerke mit
den sogenannten Komplikationen. Gleich mehrere werden hier samt kundigen Beschreibungen
vorgestellt einschließlich der Henry Graves Supercomplication von Patek
Philippe.
Diese Auftragsarbeit der Schweizer Kultfirma ist die komplizierteste jemals ohne
Computer-Technologie hergestellte Uhr. Mit 24 Komplikationen und 535 Gramm Gewicht kostete
sie bei der Fertigstellung nach acht Jahren 1932 stolze 60.000 Franken. Und brach später
gleich zweimal den Weltrekord für uhrmacherische Kunstwerke: Sotheby's versteigerte die
Uhr 1999 für elf Millionen Euro und dann erneut 2014 diesmal für sagenhafte 23,2
Millionen Franken.
Erstaunlicherweise ist das angehängte Verzeichnis der Uhren dieser einzigartigen Parade,
die öffentlich ausgestellt sind, eher kurz, denn das Gros befindet sich in Privatbesitz.
Immerhin sind darunter hochkomplexe Pretiosen wie Winston Churchills World Time
Victory-Uhr oder jene Omega Speedmaster, die einen Flug ins Weltall begleitete.
Die technischen Wunder, die besondere Ästhetik, die Meisterschaft auch der Gehäusebauer,
der Dekoraroteure und Emailleure dieses Kompendium ist ein Traum nicht nur für
Uhrensammler und kunsthistorisch Interessierte. Im Übrigen trägt die Fülle der
hervorragenden Groß- und Detailfotos ist atemberaubend und für die Anschaulichkeit und
grundlegende Finessen ist für den interessierten Laien ein ausführlicher Glossar
angehängt.
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