ANNIE PROULX: MOORLAND
Seit ihrer Kindheit ist Annie Proulx begeistert von Moorlandschaften und jetzt im Alter
sagt die Pulitzer-Preisträgerin und Umweltschützerin den schönen Satz: Es ist
durchaus möglich, ein Moor zu mögen.
Doch die noch immer hoch angesehene Meisterin der Sprachmagie sagte so etwas nicht nur,
sondern verfasste aus der ersten Idee eines Essays zum Verständnis der Feuchtgebiete ein
Buch aus vielfältigen Essays zu diesem Thema. Und der Titel Moorland trägt
dazu den programmatischen Untertitel Plädoyer für eine gefährdete
Landschaft.
Zunächst legt sie die verschiedenen Grundarten von Nider-, Hoch- und Waldmooren dar und
betont dazu ausdrücklich, dass sie keine Wissenschaftlerin sei und dies deshalb auch kein
Sachbuch im eigentlichen Sinne. Ihre Naturverbundenheit jedoch verbindet sich durchgehend
mit dem großartigen Sprachzauber, der von jeher die besondere poetischen Eleganz der
Prosa der mittlerweile 88-jährigen Autorin ausmacht (und von Thomas Gunkel meisterhaft
übersetzt wurde!).
So widmet sich Annie Proulx der überwältigenden Artenvielfalt der Moorlandschaften und
deren Schönheit, zu der Fauna und Flora unvergleichliche Nuancen beitragen. Doch sie legt
auch dar, wie die Ausbeutung der Natur durch den Menschen über viele Jahrhunderte das
Verschwinden riesiger Moorflächen durch Trockenlegung und völlige Beseitigung
verursachte.
Dazu schildert sie etliche typisch amerikanische Geschichten solcher Fälle. Aber die
sprachgewaltige Kritikerin hadert oder schimpft nicht sie lässt Fakten über die
fatalen Folgen sprechen. Dazu zählt sie die segensreichen Eigenschaften der Moore unter
anderem als CO²-Speicher auf und plädiert mit klugen Argumenten für die
Wiedervernässung trocken gelegter Moorflächen. Womit sie sich in bester Gesellschaft mit
vielen profunden Naturschützern befindet.
Für deutsche Leser bietet sie bei ihren Ausflügen zu berühmten Moorgeschichten einen
besonderen Hochgenuss mit ihrer historischen Abhandlung über die sogenannte
Varus-Schlacht im Jahre 9 nach Christus, bei der das Große Moor bei Kalkriese (Raum
Osnabrück) eine kriegsentscheidende Rolle für die Vernichtung der römischen Legionen
durch die Germanen spielte.
Fazit: ein wunderbares Plädoyer für den Erhalt der Moore und ein Lesegenuss obendrein.
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