DEREK HARVEY u.a.:
MIKROKOSMOS
Man sieht sie nicht mit dem bloßen Auge und doch sind sie da: winzigste Lebewesen von
Insekten und Spinnen bis zu Bakterien und Viren. Um so spektakulärer wird es, wenn diese
bis heute noch sehr weitgehend unbekannte Welt sichtbar gemacht wird.
Dazu haben der britische Naturforscher Derek Harvey und eine Gruppe weiterer Experten eine
opulente Bildenzyklopädie unter dem Titel Mikrokosmos Wunderwelt der
kleinsten Lebewesen herausgebracht. Eingang werden da die schier unglaublichen
Maßstäbe dieses Kosmos und die Gerätschaften vorgestellt, die dieses Werk überhaupt
erst möglich gemacht haben.
Nichts ginge ohne die speziellen Mikroskope und w ein Lichtmikroskop mit Glaslinse eine
1000-fache Vergrößerung schafft, erlaubt des Rasterelektronenmikroskop (REM)
millionenfache Vergrößerungen, die selbst einzelne Zellen sichtbar machen.
Überwältigend schließlich die 3D-ähnlichen Ansichten von bestechender Präzision, die
Fotos per REM ermöglichen.
Zu acht großen Themen offenbart das Buch reihenweise Wunder der Natur: Nahrung, Atmung,
Wahrnehmung, Bewegung, Verteidigung, Fortpflanzung. Wachstum und Veränderung sowie
Lebensräume. Und selbst im Mikrokosmos lassen die gewaltigen Unterschiede der Lebewesen
staunen, wenn da z.B. eine fürs bloße Auge unentdeckbare Staubmilbe mit ihren 0,3 mm
Größe satte 5000 Mal größer als ein Virus ist.
Fasziniert verfolgt man die Lebensweisen und die verblüffenden Überlebensstrategien.
Vieles ist trotz sehr anschaulicher Bilder und anspruchsvoller kompakter Texte rätselhaft
und viele Geheimnisse sind schlicht bis heute unerforscht. Immer aber faszinieren diese
ebenso komplexen wie vielfältigen Lebensformen, die teils so skurril bis bizarr wirken,
als seien sie einem exaltierten LSD-Traum entsprungen.
Hochspannend erweisen sich auch Details, wenn anatomische Strukturen wie Augen, Beine,
Flügel oder Fresswerkzeuge herausgehoben werden. Da gibt es Räuberwinzlinge, die im
Körper ihr eigenes Gift mischen oder die ihre Beute mit Zangen erobern. Auch manches, das
wie abstrakte Kunst aussieht, jedoch in Unmengen auch im oder am menschlichen Körper
siedelt, wird hinlänglich beleuchtet.
Bleiben mitreißende Beispiele herauszuheben wie das Bärtierchen, das kein bisschen
primitiv ausschaut und ein robuster Überlebenskünstler ist. Dieser Winzling mit den
erstaunlichen Fähigkeiten wirkt im Foto gewaltig, dabei wurde er per REM aufs 1500-fache
vergrößert. Hilfreich ist im Übrigen ein umfangreiches Glossar und es bleibt
abschließend nur ein Urteil für diesen Bücherschatz: das Non-plus-ultra zum Thema.
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