STEPHEN FRY: TROJA
Die Sage vom Trojanischen Krieg kennt man ja: Prinz Paris entführt die schöne Helena,
Gattin des griechischen Königs Menelaos, nach Troja, löst damit das zehn Jahre währende
Ringen um die mächtige Stadt aus und die wurde durch die Kriegslist mit dem hölzernen
Pferd erobert und dann zerstört.
Homer schrieb darüber vor über 2700 Jahren in seiner Ilias eine der
berühmtesten Geschichten aller Zeiten. Generationen von Gelehrten, Studenten und
Schülern befassten sich damit kann man also heute noch literarische Funken daraus
schlagen? Kann man, wenn ein solch außergewöhnlicher Experte wie der britische
Schauspieler, Regisseur und Kultautor Stephen Fry ans Werk geht.
Mit Mythos. Was uns die Götter heute sagen hatte er sich bereits den
Eskapaden der eitlen griechischen Gottheiten gewidmet und ließ dem viel gerühmten Werk
Helden. Die klassischen Sagen der Antike neu erzählt folgen. Als Abschluss
der Mythen-Trilogie nun also die schillerndste Geschichte von allen.
Troja. Von Göttern und Menschen, Liebe und Hass lautet der Titel und Fry
macht aus dem komplexen Werk Homers quasi ein neues Buch. Wobei er jedoch nicht mit Helena
und dem Krieg beginnt sondern mit der Vorgeschichte. In der zahlreiche Persönlichkeiten
vorgestellt und die teils komplizierten aber wichtigen Querverbindungen ersichtlich
werden.
Editorisch hervorragend gemacht, finden sich dazu eine Gliederung und ein Zeitstrahl und
zentrale Charaktere werden sogar mit Großbuchstaben herausgehoben. Hinzu kommt die
Chronik Trojas und jener Vorlauf, der zu dem endlos währenden Krieg führte. Sogar einen
ganzen Bildapparat gibt es mit Abbildungen antiker Gemälde und anderer Kunstwerke und
selbst die Fußnoten locken mit süffisantem Augenzwinkern.
Dann schließlich die eigentliche große Geschichte, die hier endgültig auf der
Grundlage exzellenter Kenntnisse der Überlieferungen richtig romanhaft wird. Das
Alles aber wäre wohl nur etwas für ganz Bildungsbeflissene ohne diese hinreißende
Erzählkunst Stephen Frys. Mit köstlichem trockenen Humor, viel Charme und hintersinnigem
Schalk erzeugt er eine regelrechte Sogwirkung.
Das mag keine leichte Kost sein, doch literarisch ist es ein Hochgenuss, der dem antiken
Mythos um Troja, die schöne Helena und all die Helden und Schurken neues Leben einhaucht.
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