BETTINA TIETJEN: FRÜHER WAR
ICH AUCH MAL JUNG
Wie wurde aus der braven Bettina Schniewind, die in Wuppertal in einem streng gläubigen
Elternhaus aufwuchs, die charmante und weltläufige Fernsehmoderatorin Bettina Tietjen?
Ein wenig davon offenbart sie nun in einer Art Memoirenband.
Früher war ich auch mal jung hat sie ihn überschrieben und sie verspricht im
Untertitel Eine Zeitreise durch meine Tagebücher. Nur mit Mühe fand die
jetzt 62-Jährige die neun Hefte im Keller und erlebte manche Überraschung. Vor allem
aber habe sie viel über sich in dieser nachdenklichen Selbsterkundung erfahren.
Im Mai 1974 mit eben 14 hatte sie den Beschluss gefasst, von nun an Tagebuch zu schreiben.
Sie staunt heute selbst über manche weltanschauliche Äußerungen,. Die inerseits sehr
naiv und idealistisch sind und zugleich teils krass abweichen vom Geist der
bürgerlich-konservativen Familie.
Eine kleine Revoluzzerin zumindest in Herz und Verstand bleibt sie jedoch noch lange un
dabei wird auch manches aus den bewegten Aufbruchzeiten der 70er und 80er Jahre
angerissen. Davon hätte man gernh noch mehr Unmittelbares erfahren, doch es waren ja sehr
persönliche Aufzeichnungen, die viel Bewegendes aus dem Umfeld in den Vordergrund
stellten. Wie die mutigen Auslandsaufenthalte in Paris und New York.
Die ganz offen im Gegensatz zu ihrer permanenten Unsicherheit stehen, die immer wieder in
den Eintragungen durchscheint. Und neben allerlei Parties und dergleichen werden auch
Missgeschicke und dunkle Tage geschildert, einschließlich Verliebtheiten und
allerdings erst 1989 der erste große Liebeskummer.
Seit einem Jahr hat sie da bereits ihre journalistische Karriere beim RIAS in Berlin
begonnen. Wo dann die große Liebesenttäuschung für etwas sorgte, das die Autorin beim
Durcharbeiten der alten Hefte fassungslos machte: da fehlen reihenweise herausgerissene
Seiten, weil der Herzschmerz damals wohl zu heftig war. Aus heutiger Sicht höchst
bedauerlich, denn es betraf genau die Zeit des Mauerfalls und sie war als Journalist
mittendrin im Geschehen.
Konsequenterweise enden die Tagebücher mit einer Eintragung vom 8. Januar 1991: Udo
Tietjen ist in ihr Leben getreten, der Langersehnte. Im September 1992 wird geheiratet,
die Ehe ist bis heute glücklich und Bettina Tietjen strahlt ebendies in ihren Sendungen
aus. Fazit: sehr persönliche und authentische Erinnerungen aus Jugend und Erwachsenwerden
einer gestandenen Prominenten.
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