WOLFGANG M. HECKL (Hg.): DIE
WELT DER TECHNIK IN 100 OBJEKTEN
Das Deutsche Museum in München ist das größte Wissenschafts- und Technikmuseum der
Welt. Nun hat dessen Generaldirektor Wolfgang M. Heckl ein Kompendium herausgegeben, das
ganz der Grundidee des Museumsgründers Oskar von Miller von 1903 entspricht, ein
Sammlungskonzept der Technosphäre.
Die Welt der Technik in 100 Objekten lautet der Titel des schwergewichtigen
Sammelbandes, der den Zeitraum der letzten 500 Jahren umfasst. Schwierig war die Auswahl,
doch ging es weniger um eine rein chronologische Aufzählung wichtiger Erfindungen und
Entwicklungen. Vielmehr galt es, eine breit gefächerte Geschichte zu repräsentieren.
Wichtiges Kriterium war, Objekte auszuwählen, die eine herausragende, bahnbrechende,
vereinzelt aber einfach nur den Alltag revolutionierende Wirkung in der
Menschheitsgeschichte entfaltet haben. Jedes der ausgesuchten Objekte erhält hier von den
verschiedenen Experten gewissermaßen eine eigene Biografie und in diesem Lebenslauf wird
dargelegt, was zu der Erfindung führte und welche Bedeutung sie entwickelte.
Erfasst sind Neuerungen von einer naturgemäß sehr unterschiedlichen Wertigkeit. Da war
das Cembalo des Franciscus Patavius von 1561 gewiss weniger bedeutsam als der
Funktionszirkel, der zur selben Zeit entstand. Für Forschung und Wissenschaft
entscheidende neue Hilfsmittel waren da zum Beispiel die ersten Mikroskope oder der
Röntgen-Apparat.
Das Buch wäre kaum entstanden ohne die Exponate der Fotografie hier war die
Schiebekastenkamera von 1839 der Ursprung oder solche drucktechnischen
Geniestreiche wie die Linotype von 1890. Überwältigend ist die Vielfalt bahnbrechender
Erfindungen im Kapitel zur Elektrifizierung bis hin zu Konrad Zuses
Programmgesteuerter Rechenmaschine als Vorläufer des Computers.
Geschichten und teils auch Anekdoten begleiten manche nicht mehr wegzudenkende
Massenartikel wie das Automobil, das Telefon und selbst den Strahlantrieb, der 1939
Heinkels erstes Düsenflugzeug HeS 3 B auf Touren brachte. Und während es bei der Robotik
technisch komplex wird, eroberte eine solch genial einfache Erfindung wie der S-Dübel von
Artur Fischer (1957) nicht nur die Welt der Bauhandwerker sondern gerade auch die der
Bastler und Heimwerker.
Die Alltagsrelevanz der meisten Objekte ist unbestreitbar hoch und sie gipfelt
schließlich im letzten Objekt, dem Covid-19-Impfstoff von 2021. Der wie so manche der
vorgestellten Errungenschaften mit seinen noch längst nicht ausgeschöpften
Möglichkeiten weit in die Zukunft weist. Fazit: ein hervorragend aufgemachtes
Nachschlagewerk voller interessanten Wissens auf hohem Niveau.
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