PAULA McLAIN: NACHT OHNE
STERNE
Detective Anna Louise Hart hat soeben einen traumatischen Verlust erlitten und nun
zerbricht auch ihre Ehe. Hinzu kommt, dass sie als Spezialistin für verschwundene und
entführte Kinder der Polizei von San Francisco ohnehin derartig ausgebrannt ist, dass sie
dringend eine Auszeit braucht.
Dazu fährt sie ins nordkalifornische Mendocino, wo sie einst einige wenige glückliche
Kindheitsjahre bei Pflegeeltern erlebt. Dies ist auch der Einstieg zu Nacht ohne
Sterne, dem ersten rein fiktiven Roman von Paula McLain, die große Erfolge mit
ihren sehr realitätsnahen Romane um die Ehefrauen von Ernest Hemingway feierte.
Doch es ist Ich-Erzählerin Anna nicht vergönnt, sich richtig zu erholen, denn in
Mendocino verschwinden plötzlich junge Mädchen. Sofort wird die Spezialistin tätig,
denn sie kann auch auf Grund ihrer eigenen Geschichte gar nicht anders: sie selbst verlor
mit acht Jahren ihre Mutter. Allerdings nicht durch ein Unglückj, sondern weil diese sie
einfach am Weihnachtstag ervließ und keine Spuren hinterließ.
Anna hilft dem Sheriff, einem alten Jugendfreund, bei dem Wettlauf gegen die Zeit, Außer
der elfjährigen Polly und der 17-jährigen Shannon gibt es auch die spektakuläre
Entführung von Cameron, der 15-jährigen Adoptivtochter einer berühmten Schauspielerin.
Zugleich werden in der Stadt gleich wieder schlimme Erinnerungen wach an einen Fall aus
Annas Jugend.
Damals war eine Freundin Annas erst verschwunden und später wurde sie ermordet
aufgefunden. Was tatsächlich geschehen war, konnte nie aufgeklärt werden. Um so
verbissener geht Anna ans Werk und einmal mehr fließt hier die Meisterschaft der Autorin
für präzise Charakterzeichnungen und Motivergründungen ein.
Was sich da entwickelt, ist trotz aller Spannungsmomente weniger ein Thriller als ein
Kriminaldrama. Das aber mit seiner dichten Atmosphäre und den menschlichen Abgründen,
die sich auftun, bis zuletzt fesselt. Und Paula McLain eröffnet in einer Nachbemerkung
einen besonderen eigenen Beweggrund für diesen Roman: sie wurde selbst als Kind von ihren
Eltern verlassen und wuchs bei Pflegeeltern auf.
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