MAURO F. GUILLÉN: 2030. DIE
WELT VON MORGEN
Mauro F. Guillén gehört zu den renommiertesten Trendforschern und jüngst wechselte der
spanische Ökonomieprofessor von der Wharton Business School in Philadelphia an die Judge
Business Scholl der Universität Cambridge. 2020 legte er eine großen Diskurs zur
Entwicklung der näheren Zukunft vor, der mit manch verblüffenden Analysen und
Vorhersagen Stand 2020 beeindruckt.
2030. Die Welt von morgen lautet der Titel und schon zur Einleitung wird
deutlich, dass dieser Experte für die Herausforderungen der Globalisierung keineswegs die
Apokalypse heraufbeschwört. So setzt er einige Zahlen an den Anfang, die im positiven
Sinne aufhorchen lassen, wenn er zum Beispiel eine Reduzierung der hungernden Menschen auf
der Welt von jetzt 821 Millionen auf nur noch 200 Millionen im Jahr 2030
prognostiziert.
In den meisten Ländern werde es bis dahin mehr Großeltern als Kinder aber auch mehr
weibliche als männliche Millionäre geben und generell gelte die Erkenntnis: Die
uns vertraute Welt verschwindet zusehends. Manche Aussagen sind dabei auch für den
Laien nicht wirklich neu, so dass China und Indien 2030 die größten Verbrauchermärkte
sein werden.
Die globalen Machtzentren werden sich verschoben haben, wobei Guillén die nächste
industrielle Revolution in Subsahara-Afrika erwartet. Zugleich spielt in etlichen
Wirtschaftsräumen die Überalterung eine gravierende Rolle. Dort sei ein gewisses Maß an
Migration erforderlich, um das Problem abzufedern.
Generell ziehe der Widerstreit der konkurrierenden Generationen an, während andererseits
die gewaltigen Zahlen für den Markt der Grauhaarigen durchschlagen. Und
gerade in den größten mittelständischen Verbrauchermärkten gebe es teils
gegensätzliche Entwicklungen. Da werde China 2030 auch in dieser Hinsicht die Nummer 1
sein, wogegen bei den USA ein Abwärtstrend anstehe, bei dem die Zahl der Bürger im
Mittelstand in quasi einem Jahrzehnt! - um 14 Millionen auf nur noch 209 Millionen
erodieren werde.
Ob man viele der Prognosen beängstigend findet, kommt im Übrigen stark darauf an, zu
welcher Generation man gehört und wo man lebt. Guillén greift dazu auf ein breites
Spektrum an Quellen zurück und geht das Werk eher freigeistig als rein wissenschaftlich
an. Was es allerdings um so unterhaltsamer und lesbarer für den interessierten Laien
macht.
In seinem Schlusswort (vom März 2020) betont der Autor hinsichtlich der eben zur Pandemie
erklärten Corona-Krise, diese werde nach seiner Auffassung manche der aufgeführten
maßgeblichen Trends noch beschleunigen: 2030 wartet gleich um die Ecke.
Fazit: mag das Alles auch weniger eine stringente Wissenschaftsanalyse sein, fesselt es
gleichwohl als ein faktenreicher Aufruf zum Augenöffnen und Nachdenken.
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