JÖRG ROMER/CHRISTOPH SEIDLER:
VON OBEN
Das erste Satellitenfoto der Weltgeschichte wurde am 14. August 1959 von Explorer
6 aus geschossen und zeigte eine Wolkenformation überm Pazifik. Was heute so
selbstverständlich erscheint, war damals eine Sensation, gab es nun doch Ansichten von
sehr weit oben auf unseren Planeten.
Von oben ist nun auch der Titel eines ganz besonderen Kompendiums. Es zeigt
eine faszinierende Zusammenstellung der schönsten Bilder, die Jörg Römer und Christoph
Seidler regelmäßig im SPIEGEL präsentieren. Der Untertitel verrät, was die beiden
Wissenschaftsjournalisten des Nachrichtenmagazins als Herausgeber beabsichtigen: Die
schönsten Geschichten, die Satellitenbilder über die Erde und uns Menschen
erzählen.
Eingangs erfährt der Leser Grundlegendes über die Entwicklung von der geheimen
Weltraumtechnik bis zum längst unverzichtbar gewordenen, allgemein genutzten Mediums aus
diesem speziellen Blickwinkel viele hundert Kilometer über der Erdoberfläche. Als da
seinerzeit 1999 die New York Times erstmals ein solches Schwarzweiß-Foto
abdruckte, kam es vom Satelliten Ikonos.
Der konnte Fotos mit einer Auflösung bis 82 Zentimeter schießen, während es heute 30 cm
und weniger sind. Anfangs wurden die Aufnahmen noch auf Filmen gemacht und von den
Satelliten aus in Behältern abgeworfen. Erst im Laufe der 70er Jahre erfolgte die
Umstellung auf digitale Übermittlung. All dies und vor allem die Geschichten zu den 50
Bildern von oben bieten eine Fülle unterhaltsamer kompakter Artikel.
Das reicht von der kapverdischen Vulkaninsel Fogo über einen Krater in der Negevwüste
bis zu Die Apokalypse als Attraktion, mit der die künstlich erzeugte
Kraterlandschaft in Nevada gemeint ist, wo in den 50er- und 60er Jahren Atombomben
getestet wurden. Das sieht insbesondere wenn es es als sogenannte Falschfarbenbild
gezeigt wird zuweilen wie ein abstraktes Gemälde aus und wäre ohne Erklärung
kaum zu erkennen.
Doch es werden nicht nur spektakuläre Aufnahmen gezeigt, die vielfach Sünden des
Menschen und deren Folgen dokumentieren. Da gibt es auch regelrechte Schnurren wie über
Katzen und Key Lime Pie über die Florida-Insel Key West, Lieblingsort vor
allem von Ernest Hemingway. Fazit: ein ganz besonderes Buch mit Hochgenüssen in Bildern
und Rexten.
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