LUDWIG ERHARD: WOHLSTAND FÜR
ALLE
Als Ludwig Erhard (1897-1977) sein Sachbuch Wohlstand für Alle im Jahr 1957
veröffentlichte, lag der millionenfache Erfolg geradezu zwingend auf der Hand, denn das
von ihm maßgeblich ersonnene und von ihm als Bundeswirtschaftsminister in der jungen BRD
eingeführte System der Sozialen Marktwirtschaft hatte in den eben erst acht Jahren seit
der Gründung des neuen Staates zu einer so nicht erwarteten Blüte geführt.
Der Professor mit der unverzichtbaren dicken Zigarre war der Architekt dieses Systems und
Urheber des unglaublichen Aufschwungs quasi aus Ruinen. Wobei er selbst den ihm
angehefteten Begriff des Wirtschaftswunders ablehnte. Unterstützt von dem
Ökonomen Wolfram Langer legte Erhard in seinem Buch auf populärwissenschaftliche Weise
die wesentlichen Elemente dessen dar, was es nach seiner Auffassung für die Schaffen und
einer gerechten Welt brauchte.
Dieses Standardwerk liegt nun in einer Neuauflage vor, zu der Professor Lars Feld,
Vorsitzender des Rats der Wirtschaftsweisen, ein Vorwort verfasst hat. Grundlage dieser
Ausführung ist die seinerzeit 8. Auflage von 1964m die letzte von Erhard autorisierte
Fassung. Sie bietet als interessante Bereicherung außerdem die Regierungserklärung vom
18. Oktober 1963, abgegeben vom soeben ins Amt des Bundeskanzlers gelangten langjährigen
Wirtschaftsministers.
Auch aus heutiger Sicht bestechen die Postulate, die der Wirtschaftswissenschaftler in 16
Kapiteln ausführt. Zentral seine These Die Gründung der Marktwirtschaft, die
die Planwirtschaft überwinde und mehr Gerechtigkeit schaffe. Seine stete Warnung vor
staatlichen Eingriffen in die freie Wirtschaft galt ebenso den Kartellen und Monopolen.
Was er mit wiederholten Mahnungen an das Verantwortungsbewusstsein der Unternehmer
verband, während ein anderes Kapitel eine ebenso eindeutige Überschrift trägt:
Versorgungsstaat der moderne Wahn.
Interessante Bereicherungen seiner wirtschaftswissenschaftlichen Lehren sind vielfache
Bezüge auf die damals aktuelle Weltpolitik. Hinzu kommen vielfältige Zahlenwerke des
Statistischen Bundesamtes sowie von iohm selbst ausgesucht etliche
zeitgenössische Karikaturen zu seinem Wirken. So sehr viele der Ausführungen für die
heutige Politik und Wirtschaft von der Entwicklung auch überholt worden sein mögen, sie
waren entscheidende Grundlagen des Wiederaufstiegs zumindest des westlichen Teils
Deutschlands und ihre Kenntnis zählt zum Grundkanon der Nachkriegsgeschichte.
|