ANTONIO PIGAFETTA: DIE ERSTE
REISE UM DIE WELT
Die Weltumseglung Magellans zählt zu den ganz großen Abenteuern der Weltgeschichte.
Viele Einzelheiten darüber wurden überliefert, weil an Bord mit Antonio Pigafetta ein
unermüdlicher Chronist dabei war, dessen umfangreicher Reisebericht später für Furore
sorgte.
Nur in vier handschriftlichen Ausführungen erhalten, liegt jetzt erstmals eine
vollständige, originalgetreue Übersetzung ins Deutsche vor. Die erste Reise um die
Welt. An Bord mit Magellan hat sie Übersetzer Christian Jostmann überschrieben.
Eigens kommentiert der Hispanist und Historiker das Sachbuch, für das er sich auf die
Überlieferung aus dem Jahr 1800 stützte.
Zu loben sei die große unbefangene Neugier des Berichterstatters, der zudem ziemlich frei
von Vorurteilen alle Erkenntnisse detailliert und lebendig niederschrieb. Die meisten der
besuchten Orte beschrieb Pigafetta als erster Europäer, und das sich der Patriziersohn
aus dem venezianischen Vicenza einer robusten Gesundheit rühmen konnte, hielt er
tatsächlich jeden der 1082 Reisetage in seinem Tagebuch fest.
Einschränken müsse man jedoch die absolute Detailgenauigkeit, denn Pigafetta haben
zuweilen unübersehbar Fakten und Fiktion vermischt und auch vor Entnahmen aus
fremden Reiseberichten nicht zurückgescheut, betont Jostmann dazu. Im Übrigen sei auch
über den Autor recht wenig bekannt, zumal von dessen Verbleib nach der Heimkehr nur
vermutet wird, dass er sich als sogenannter Rhodosritter einem geistlichen Leben widmete.
Zwei wesentliche historische Grundkenntnisse aber widerlegt Pigafettas Reisebericht auf
jeden Fall definitv. Als die Molukken-Armada mit den fünf Schiffen am 10.
August 1519 von Sevilla aus im spanischen Auftrag unter ihrem portugiesischen
Generalkapitän Fernadno Magellan aufbrach, war keine Weltumseglung geplant. Ziel war
einzig, einen westlichen Seeweg zu den verlockenden Gewürzinseln der Molukken zu finden,
die heute zu Indonesien gehören.
Eine andere Gewissheit ist, dass Magellan längst nicht am Leben war, als mit der
Victoria im September 1522 das letzte übrig gebliebene Schiff der kleinen
Armada mit ganzen 18 von ursprünglich 240 Seefahrern die heimischen Gewässer wieder
erreichte. Bereits am 27. April 1521 verstarb er quasi auf halber Strecke um die Welt, als
ihn Eingeborene auf der philippinischen Insel Matan im Kampf töteten.
Spannend und überaus farbenfroh liest sich der Reisebericht gleichwohl. Pigafetta war von
einem Forscherdrang beseelt, der nichts ausließ und insbesondere intensive ethnologische
und linguistische Studien anstellte und seine Erkenntnisse penibel festhielt. Fazit: ein
erstaunliches Sachbuch mit manchen Überraschungen, die neue Sichtweisen eröffnen.
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