HUW LEWIS-JONES: DAS BUCH DES
MEERES
Das Meer als endlose Quelle der Faszination, das haben immer wieder schon früh Seefahrer
und Forscher auch zeichnerisch festgehalten. Dem hat sich nun Huw Lewis-Jones, Historiker
mit Schwerpunkt Entdeckungsgeschichte, mit einem einzigartigen Sammelband gewidmet.
Das Buch des Meeres ist er überschrieben und der Untertitel verrät, was hie
repräsentiert wird: Tage- und Skizzenbücher großer Seefahrer. Schon früh
wurden insbesondere Marineoffiziere vor Forschungsfahrten dazu angehalten, sorgfältige
Aufzeichnungen zu machen und das eben nicht nur schriftlich. Vielfach wurden sogar eigene
Entdeckungszeichner mit auf die Reise genommen wie Augustus Earle, der auf der letzten
einer solchen fahrt mit Charles Darwin gemeinsam auf dem Forschungsschiff
Beagle mitsegelte.
Offiziere und Matrosen, Schiffsköche und Walfänger, Entdecker und Globetrotter hielten
ihre Eindrücke fest und mancher wies erstaunliche Kunstfertigkeiten auf. Da finden sich
Aufzeichnungen von Seehelden wie Francis Drake und Vasco da Gama. Manch spannende Namen
sind darunter wie der von William Bligh, weltberühmt und völlig zu Unrecht als Monster
verunglimpft.
Die legendäre Meuterei auf der Bounty war in Wirklichkeit ein Schurkenstück
und Bligh ging nicht von ungefähr später als Vizeadmiral in Pension. Auf der Fahrt als
Ausgesetzter auf einer Barkasse mit 19 Getreuen legte er eine sensationelle Reise zurück
und hinterließ davon hervorragende Aufzeichnungen. Einen anderen Mythos begleitete Frank
Hurley mit dem Polarforscher Ernest Shackleton, als dessen Expedition in die Antarktis
1915 Schiffbruch erlitt und die Mannschaft monatelang im ewigen Eis ausharren musste.
Insgesamt sind 70 Reisende mit ihren zeichnerischen und teils auf gemalten
Hinterlassenschaften vertreten. Darunter auch sechs Frauen und mit wenigen überlieferten
Arbeiten auch eine geheimnisumwobene Legende wie Chinas große Seeheld Zenh He aus dem 14.
Jahrhundert. Fazit: Ein Bilderbuch für jeden Freund der Seefahrt zum Sattsehen und
Staunen, zumal viele der gezeigten Werke wahre Schätze als Zeugnisse aus Zeiten vor
Fotografie und Film sind.
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