CORNELIA FUNKE/GUILLERMO del TORO:
DAS LABYRINTH DES FAUNS
Der ebenso düstere wie magische Spielfilm Pans Labyrinth wurde 2007 mit drei
Oscars bedacht und ein Welterfolg. Dann ta sich der mexikanische Regisseur Guillermo del
Toro mit der deutschen Autorin Cornelia Funke zusammen mit der Bitte, aus dem Meisterwerk
einen Roman zu schaffen.
Aus dieser Kooperation ist nun Das Labyrinth des Fauns entstanden, ganz nah an
der Filmgeschichte und doch ein ganz eigenständiges grandioses Stück Literatur. Die für
ihre Fantasy-Romane wie die Tintenherz-Trilogie weltberühmte Autorin legte so viel
Ehrfurcht in ihre Bewunderung für den Film, dass sie von der Vorlage des Originals kaum
abgewichen ist, wie sie ausdrücklich betont.
Allerdings hat sie zehn Geschichten als eine Art Zwischenspieler zur Vertiefung der
Schlüsselmotive eingerbacht. Aber auch so offenbart sie bei aller Kongenialität mit del
Toro ihre eigene Meisterschaft der Charakterdarstellung, der Überschneidung von realer
und Fantasywelt und der glasklaren und stets bildstarken Sprache. Wen dabei im Übrigen
der Hinweis über die Übersetzung aus dem Englischen irritiert: das war die gemeinsame
sprachliche Arbeitsebene ohne weitere Dolmetscher zwischen Funke und dem Regisseur.
Die Geschichte selbst beginnt schon düster, wenn die 13-jährige Ofelia mit ihrer Mutter
im Spanien des Jahres 1944 in eine abgelegene Gegend fährt. Dort erwartet sie Capitan
Vidal, ein Franco-Offizier, der mit seinen Soldaten in einer alten Mühle haust und von
dort aus Widerstandskämpfer jagt. Schon unterwegs hat die unglückliche Ofelia eine erste
geheimnisvolle Begegnung mit einem kleinen Zauberwesen, während sich ihre hochschwangere
Mutter übergibt.
Das Mädchen leidet darunter, dass der Vater vor einem Jahr verstarb und sich die Mutter
ausgerechnet von dem finsteren arroganten Vidal schwängern ließ. Den, wie sich bald
deutlich wird, die Frau kaum interessiert sondern nur der erwartete Sohn. Während der
eiskalte Despot bei seiner Hatz auf Rebellen seine sadistische Grausamkeit genießt, aber
auch sonst ein brutales Regiment in Haus und Hof unterhält, flüchtet sich Ofelia in
Raumwelten aus den Märchen ihrer Kindheit.
Und sie stößt im nahen Wald auf magische Wesen, die sie als die einst verschwundene
Prinzessin Moanna zu erkennen meinen. Vor allem aber erscheint der undurchsichtig eund
offenbar mächtige Faun samt Feen. Der sagenumwobene Herrscher erlegt ihr drei Prüfungen
auf, die sie bestehen müsse, um wieder in ihr angestammtes Reich zurückkehren zu
können.
Doch es sind barbarische Aufgaben, die sie lösen soll und sie zweifelt, ob sie den
Gestalten der Fantasywelt wirklich trauen kann. Wenn dann den Schrecken in der realen Welt
mit Folter und Ermordung von Gefangenen durch den bösen Wolf Vidal und seine Schergen
zunahmend auch Monster der Unterwelt wie der kinderfressende Bleiche Mann und andere
Alptraumgestalten gegenüberstehen, wird das Monströse der Faschistenknechte um so
offensichtlicher.
Es fließt viel Blut und Gevatterin Tod hält reiche Ernte und nur wenige Gestalten neben
Ofelia sind freundlich. Wie die Haushälterin Mercedes, die wie der sanfte Arzt Federico
außerdem heimlich den Widerstandskämpfern im Wald zuarbeiten. Es ist ein düsteres
Märchen voller Bosheit, Grausamkeit, Hass und Rachegedanken, das in der realen Welt vom
Kampf gegen den Faschismus erzählt. Ein tödlich heimtückisches Labyrinth spielt eine
schicksalhafte Rolle, während Gottesglaube und katholische Kirche denkbar schlecht
davonkommen.
Fazit: wie schon der Film ist auch der Roman ein bis zuletzt packendes surreales und
zugleich beklemmend erdennahes Meisterwerk der Dark Fantasy. Wegen vieler brutaler Szenen
kann der Roman frühestens ab 15 Jahre empfohlen werden.
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