NIKOLAUS FÖRSTER: UHREN
Noch immer ist die Schweiz die Nummer Eins bei der Herstellung mechanischer Uhren. Nach
Krisen unter anderem durch asiatische Massenware und die Welle der Digitaluhren sind die
Eidgenossen mit ihren rund 600 Uhrenfabrikanten wieder voll im Trend, denn angesichts der
allenthalben grassierenden Digitalisierung gewinnt das Analoge wieder an Attraktivität.
Was sich da tut und wie diese Branche insbesondere mit ihren Produkten der Haute
Horlogerie, der Hohen Uhrenkunst, tatsächlich funktioniert, offenbart nun der
opulente Textbildband Uhren. Handwerkskunst + Unternehmergeist. Hinter den Kulissen
Schweizer Manufakturen. Nikolaus Förster, Verleger des Unternehmermagazins
Impulse gelang es, dass ihm die Türen zu den so verschlossenen
Uhrenmanufakturen geöffnet wurden.
16 Marken konnte untersuchen und deren Inhaber und Manager gewährten ihm und dem
begleitenden Fotografen Andreas Mader spannende Einblicke in ihr Schaffen. Die Palette
reicht vom jahrhundertealten Familienunternehmen wie Audemar Piguet über wiederbelebte
Marken wie H. Moser & Cie und Luxuskonzerne wie TAG Heuer bis hin zu jüngeren
Manufakturen wie die von Parmigiani Fleurier.
Da darf sich Dubois et Fils offiziell als die älteste Uhrenfabrik der Schweiz
bezeichnen, wurde allerdings nach einem Niedergang erst 2010 wiederbelebt. Spezialität
sind hier die hochpreisigen limitierten Serien, wo es teils ganze 33 Stück einer Machart
gibt. Nicht immer aber sind Eidgenossen die Gründer gewesen, so gründete ein Amerikaner
die IWC (International Watch Company), die unter anderem 1936 die erste Fliegeruhr für
die Zivilluftfahrt auf den Markt brachte.
Doch die Begegnung mit den passionierten Uhrenproduzenten offenbarte auch, dass hinter den
glanzvollen Produkten außer filigraner Handwerkskunst und stilvollen Designs immer wieder
auch technische Innovationen steckten. So ist die Ferrari-Uhr von Hublot noch heute ein
Renner, als wahre Uhren-Ikone gilt jedoch die legendäre Big Bang mit ihrem
preisgekrönten Design und einer Werkstoffkombination von Gold und Kautschuk.
Hinzu kommen manch raffinierte neue Vertriebs- und Marketingkonzepte. Oder völlig
spleenige Ideen mit durchschlagendem Erfolg wie die von Patrick Hohmann ersonnene
Werenbach Spaceborn mit der Raketen-DNA aus echtem russischem
Weltraumraketenschrott samt Kratzern und Gebrauchsspuren. Mehr Unikat geht gar nicht,
wenngleich auch ansonsten jeder der 16 Uhrenhersteller nur Edles und Hochwertiges
herstellt, das schon durch die Luxuspreise eine gewisse Individualität garantiert.
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