JOHN GRISHAM: FORDERUNG
Trotz mäßiger Noten sind Mark, Todd und Zola leicht in das Studium an der Foggy Blossom
Law School (FBLS) hineingerutscht. Ihre Zukunftsaussichten als angehende Rechtsanwälte
aber sehen sie inzwischen sehr skeptisch, obwohl es gerade hier in Washington, DC,
haufenweise Top-Kanzleien gibt. Stattdessen schieben sie Studiendarlehen in sechsstelliger
Höhe vor sich her.
Dass das aber nicht einfach auf einer Fehlspekulation beruht, hat ihr chaotischer
Kommilitone Gordy herausgefunden. Der Pastorensohn mit der psychischen Störung hat
intensiv recherchiert und ein heimtückisches System zum mehrfachen Absahnen auf
quasi-legalem Wege entdeckt. Diese abgefeimte und zugleich ausgesprochen realistische
Gewinnmethode ist der Dreh- und Angelpunkt in John Grisham neuem Thriller
Forderung.
Gordy selbst dreht schließlich so weit durch, dass er sich von einer Brücke stürzt, den
Freunden aber hat er das Schaubild eines verschlungenen Unternehmensgeflechts
hinterlassen. An dessen Spitze steht der Milliardär Rackley, zu dessen Imperium auch acht
kommerzielle Universitäten wie die FBLS gehören. Fast jeder Anwärter wird dort
aufgenommen, von drittklassigen Dozenten dann jedoch so schwach ausgebildet, dass kaum die
Hälfte auch nur die Chance hat, wenigstens die Anwaltsprüfung irgendwie zu bestehen.
Noch geringer sind die Chancen, mit den mäßigen Abschlüssen einen der gut dotierten
Jobs zu bekommen, mit denen die Hochglanzbroschüren der FBLS geprahlt haben. Der noch
schlimmere Hammer aber sind die aufgetürmten Schulden der Studenten, die sich ohne
Superjob niemals abzahlen lassen. Die üppigen Darlehen wiederum beruhen auf einem
Kongressprogramm von 2006 zur Aufnahme von Ausbildungsdarlehen für jeden in in fast jeder
Höhe, abgesichert durch die Bundesregierung.
Doch Rackley hat ja noch weitergedacht, denn er hat die Finger außerdem in der
Swift-Bank, einer der größten Geldinstitute für Studiendarlehen. Zur Abrundung zählt
außerdem auch noch eine der ganz großen Inkasso-Firmen zur Eintreibung überfälliger
Darlehensabzahlungen zum verschlungenen Imperium. Und das Ganze ist nicht nur
raffiniert sondern obendrein noch ziemlich legal aufgezogen.
Also sind auch die Drei einem Riesenschwindel aufgesessen und kommen in ihrer hilflosen
Wut auf eine verwegene Idee: warum muss man denn überhaupt Rechtsanwalt sein, um als
solcher zu arbeiten?! Und damit nimmt die fesselnde Geschichte endgültig ihre
abenteuerliche Fahrt auf. Clever, spannend und mit allerlei Humor garniert, betreiben die
Drei als rotzfreche Anwälte mit angeblich großer Kanzlei eine Bude über der
Rooster Bar, in der Todd als Barkeeper jobbte, ist ihr Büro und
bewegen sich konstant auf sehr dünnem Eis.
Doch sie gehen noch einen Schritt weiter, denn sie wollen Gordy und ihre eigene Misere
rächen. Indem sie auf pfiffige Weise die Swift-Bank und den Finanzmogul dahinter
juristisch angreifen. Wie sie als Winkeladvokaten vor Gericht agieren, wie sie mit
getürkten Identitäten die mächtigen Gegner direkt herausfordern und natürlich nicht
nur juristisch in größte Schwierigkeiten geraten da spürt man die
Juristenvergangenheit des Bestsellerautors.
Wie sie mit 1300 erfundenen Sammelklägern den Geldkonzern foppen, wie sie ihren Häschern
und dem FBI zu entkommen versuchen das ist hinreißend und zugleich sehr
realitätsnah erfunden, soll hier aber selbstverständlich nicht verraten werden. Fazit:
ein cleveres und kluges Lesevergnügen, das außerdem wie seine Vorgänger unbedingt
verfilmt gehört.
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