REGINA ZIEGLER: GEHT NICHT
GIBT'S NICHT
Wer ein solch einzigartiges bewegtes Leben geführt hat und noch immer führt
wie Regina Ziegler, der muss einfach irgendwann seine Memoiren schreiben. Nun liegt
dieses Buch der erfolgreichsten Filmproduzentin Europas vor und es trägt den Titel
Geht nicht gibts nicht.
Diesen Wahlspruch hat sie erstmals mit 27 Jahren von dem Mann gehört, der der wichtigste
in ihrem Leben werden sollte: Wolf Gremm (1942-2015). Es funkte nicht nur privat zwischen
der Filmassistentin und dem Regisseur mit dem schillernden Ruf. Er überredete sie 1973
dazu, sich als Produzentin selbständig zu machen und sein Debütfilm Ich
dachte, ich wäre tot war ihre erste Produktion. Und gleich ein Erfolg.
Im Vorwort macht Ziegler allerdings klar, dass sie keine delikaten Skandale und
Aufdeckungen aber auch kein diplomatisches Weichspülen unerfreulicher Fakten bei dem
bieten werde, was sie da in Zusammenarbeit mit der Biografin und Filmemacherin Andrea
Stoll verfasst hat. Ohne aufzutragen macht die vielfach Geehrte aber ebenso klar:
Und auf gar keinen Fall will ich meine Erfolge relativieren! Ich habe hart für sie
gekämpft und musste viele Opfer bringen. Gerade als Frau.
Der berühmte Rotschopf mit der legendären Mischung aus scharfem Verstand, Witz, Wagemut
und Selbstbewusstsein arbeitete mit den bedeutendsten Regisseuren zusammen machte so
manchen Schauspieler zum Star und heimste unzählige Auszeichnungen für die Produktionen
ihrer Regina Ziegler Filmproduktion ein. Neben Riesenerfolgen gab es jedoch
auch bittere Niederlagen, denn die ein oder andere risikoreiche Entscheidung war dann doch
auch mal falsch.
Über 500 Kino- und Fernsehfilme sind seit 1973 entstanden und das reicht von Der
bewegte Mann bis zu Tatort- und Traumschiff-Folgen. Und Kultfilme
wie Angst essen Seele auf von Rainer Werner Fassbinder, mit dem Ehemann Wolf
Gremm eng befreundet war. Und hier erfährt man unter anderem, wie ein spektakuläres
Projekt auf traurige Weise platzte: eine Rosa-Luxenburg-Verfilmung mit Weltstar Jane Fonda
in der Titelrolle unter Fassbinders Regie. Alles war schon klar, da starb das wilde Genie
des Neuen Deutschen Films überraschend am 10. Juni 1982.
Ziegler hat mit unzähligen Produktionen auch Fernsehgeschichte mitgeschrieben. Sie
erläutert jedoch ebenfalls, wieso sie dafür spätestens seit der Einführung des
Privatfernsehens in den 80er Jahren stets zwischen leichter Unterhaltung und Anspruch
jonglieren muss, denn es zähle nur noch die Quote. Sie bezeichnet sich selbst als
Filmjunkie und schließlich hafte sie stets mit ihrem eigenen Vermögen.
Auch Privates erzählt die Film-Ikone und bekennt sich dazu, in Zweifelsfällen stets auf
ihr Bauchgefühl zu hören. Fazit: die hochinteressante Vita einer Ausnahmepersönlichkeit
des Kulturschaffens. Und produktiv ist sie auch noch heute mit 74 Jahren, ganz nach dem
eigenen Motto: Aufgeben war noch nie meine Stärke.
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