TIM FLACH: IN GEFAHR
20 Monate ist der vielfach prämierte britische Naturfotograf Tim Flach mit seiner
Hasselblad H4D-60 um die Welt gereist. Dabei widmete er sich diesmal den seltenen und
bedrohten Tierarten, die auf der Roten Liste der IUCN (International Union for
Conservation of Nature) geführt werden.
Von gefährdeten Tieren wie dem Eisbären, dem die Lebensgrundlage wegschmilzt, bis zum
Nördlichen Breitmaulnashorn, das es in der freien Wildbahn schon gar nicht mehr gibt, hat
er Aufnahmen gemacht. Immer wieder sind es auch emotionale Porträts, wenn er den
Charakter einzelner Tiere festhält und durch Hintergrundveränderungen im bei der
Bearbeitung im Studio sogar noch verstärkt. Die meisten Fotos der vielfach spektakulären
entstanden allerdings im Lebensraum der Tiere.
Rund 200 der Farbaufnahmen stellt Flach nun in dem opulenten Bildband mit dem
programmatischen Titel In Gefahr vor. Und er nennt das Thema im Untertitel
beim Namen: Bedrohte Tiere im Porträt. Der renommierte Zoologie-Professor
Jonathan Baillie liefert dazu fundierte Beschreibungen und erklärt auch den Zusammenhang
zwischen der wachsenden Gefährdung und den gegenwärtigen Umweltbedingungen.
Wenn da der putzige Schwarzweiße Vari auf dem Cover prangt, so muss man fürchten, dass
die Stimme dieses Lemuren eine der lautesten aller Primaten in nicht ferner
Zukunft verstummen wird. Es sind nicht nur die Wilderer, die ihn wegen seines Fleisches
wegen jagen, die noch größere Bedrohung ist der immer weiter fortschreitende Wegfall der
Wälder, seinem angestammten Habitat auf Madagaskar. Mit dem Nektar-Liebhaber ginge im
Übrigen einer der intensivsten Pflanzenbestäuber der Welt unter.
Unter den 80 der schönsten und außergewöhnlichsten Tierarten finden sich Monarchfalter
ebenso wie glubschige Frösche, seltsam frisierte Philippinenadler oder
Ruderschnecken, die als Nahrungsquelle für allerlei andere Tierarten von immenser
Wichtigkeit sind. Man bewundert den erhaben wirkenden Gorilla in seiner Welt oder ist
hingerissen von Bildern der Mandschurenkraniche, die an Eleganz und Grazie jedem großen
Menschen-Ballett die Schau stehlen würden.
Tim Flach stellt in seinem Vorwort zu seiner Mission fest, dass die Vorstellung von der
Verletzlichkeit der Natur erst seit wenigen Jahrzehnten dabei ist, ins öffentliche
Bewusstsein vorzudringen. Und er mahnt außer mit der Fülle faszinierender und direkt
ansprechender Bilder auch mit Worten: Wir können nicht einfach Tiere aus ihrer
angestammten Umgebung nehmen und in eine Arche stecken wir müssen auch die
Bedeutung ihres Lebensraums in Betracht ziehen.
Fazit: ein großartigeres Buch über die Schönheit der Natur und den unschätzbaren Wert
von Fauna und Flora ist kaum vorstellbar.
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