PETER MOORE: DAS
WETTER-EXPERIMENT
Vor 200 Jahren waren Wettervorhersagen quasi unbekannt und allenfalls Kaffeesatzleserei.
Dabei waren insbesondere in der Seefahrt Stürme und andere Unwetter oft genug
todbringende Ereignisse. Doch im Zeitalter der Aufklärung begannen erste Wissenschaftler,
das nicht einfach als gottgegeben hinzunehmen.
Wie aus ersten fundierten Wetterbeobachtungen schließlich das wurde, was heute einen
nicht wegzudenkenden Wissenschaftsrang hat, beschreibt der englische Historiker Peter
Moore in seinem Sachbuch Das Wetter-Experiment. Von Himmelsbeobachtern und den
Pionieren der Meteorologie. Wo wir heute täglich vielfach und mit größter
Selbstverständlichkeit das Wetter mitgeteilt bekommen und wo kein Pilot ohne
ausführliche Wetterprognosen starten würde, herrschte noch um 1800 weitgehende
Ahnungslosigkeit.
Erste Schritte in Richtung Wettervorhersagen waren dann Beschreibungen von
Wetterphänomenen wie den von Beaufort vermessenen und nach ihm benannten Windstärken.
Luke Howard studierte die Wolken und belegte die einzelnen Formen mit wissenschaftlichen
Namen wie Cirrus und Cumulus und der US-Marineoffizier Matthew
Maury trug auf der Grundlage alter Logbücher Wind- und Strömungskarten zusammen, die der
Schifffahrt halfen.
Moore erzählt das Alles ebenso detailliert und faktenreich wie lebendig. Als den
größten Pionier und gewissermaßen Vater der Wettervorhersage aber stellt er Robert
FitzRoy (1805-1865) heraus. Auf der zweiten Riese des Vermessungsschiffes
Beagle von 1831 bis 1836 hatte er als Kapitän den Wissenschaftler Charles
Darwin als Passagier mit an Bord, dessen Entdeckungen zur revolutionären
Evolutionstheorie führten.
FitzRoy selbst aber, der es aufgrund seiner Verdienst bis zum Rang eines Admirals brachte,
zeigte früh ein intensives meteorologisches Interesse. Anhand von Messdaten von
Thermometer, Barometer und Hygrometer legte er Wetterkarten an und versuchte sogar,
Wettervorhersagen zu machen und die Meteorologie auf den Stand einer Wissenschaft zu
befördern. Erst ein schweres Schiffsunglück im Oktober 1859 mit 450 Toten ebnete ihm den
Weg zur Einrichtung institutionalisierter Sturmwarnungen.
Doch FitzRoy endete tragisch, denn die Prognosen des ersten Wetterbeamten
waren zu oft ungenau und wissenschaftlich zu schwach unterfüttert. Spott und Anfeindungen
aber auch Etatkürzungen taten das Ihrige und so beging der ohnehin zu Jähzorn und
Depressionen neigende gläubige Christ am 30. April 1865 Selbstmord. Sein Ruhm als
Wegbereiter der wissenschaftlichen und allseits genutzten Wetterkunde sollte dann erst in
späteren Jahrzehnten erstrahlen.
Moore schildert das Alles sehr personenbezogen mit kühnen aber eben auch gestrauchelten
Helden, die oft mehr als nur Ruf und Vermögen aufs Spiel setzten. Fazit: eine spannende
Geschichte über die schwierigen Anfänge der heute allenthalben so selbstverständlichen
Wetterprognosen.
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