BENJAMIN MONFERAT: „DER TURM DER WELT“

Oktober 1889, der letzte Tag der Pariser Weltausstellung naht und man erwartet Millionen von Besuchern für das große Abschlussspektakel – ein riesiges Feuerwerk von der Spitze des neuen Wunderwerks der Technik, dem Eiffelturm. Rundum aber knistert es gefährlich im Miteinander der europäischen Großmächte.
In dieser fragilen Situation werden zwei Ermittler des französischen Geheimdienstes tot aufgefunden, aufgespießt auf die Zeiger der vielbewunderten Berneau'schen Uhr. Und im Deuxième Bureau herrscht höchste Alarmstufe, denn die Agenten waren einer Verschwörung auf der Spur. Und das ist auch der Auftakt zu Benjamin Monferats zweitem historischen Thriller „Der Turm der Welt.“
Nicht nur Geheimdienstlegende Alain Marais und sein Assistent Trebut versuchen nun fieberhaft herauszufinden, wer da diese einmalige Gelegenheit mit so vielen illustren und hochrangigen Gästen nutzen will, um mit einem Knall die hier hervorragend umrissene internationale Lage explodieren zu lassen. Das Geschehen entwickelt sich gleichwohl erst langsam und man braucht auch ein wenig, um sich in die zahlreichen Handlungsstränge hineinzulesen.
Doch das lohnt auf jeden Fall, zumal diese Akteure ebenso glänzend wie glaubhaft erfunden sind. Während Friedrich-Wilhelm von Straten, Offizier und Angehöriger der deutschen Gesandtschaft, in der Seine-Stadt auch private Ziele verfolgt, hat der britische Constable Basil Fitz-Edwards eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe als Leibwächter des Sohns des britischen Thronfolgers zu verfolgen. Dieser selbst weilt ebenfalls hier und weckt Begierden bei der Hotel-Betreiberin Celeste.
Auch Vicomtesse Albertine de Rocquefort, Königin der Pariser Salons, und die Prostituierte Madeleine Royal haben ihre jeweils sehr spezielle Rolle im unübersichtlichen Ränkespiel. Obendrein treibt sich da der verliebte Fotograf Dantez herum und lässt sich auf allerlei dubiose Aufträge ein. Erst allmählich offenbaren sich die Verflechtungen der Handlungsstränge, die immer mehr aufkommende Spannung aber wird geschickt durch die Kapitelüberschriften geschürt. Die nämlich geben nicht nur den jeweiligen Handlungsort an, sie präsentieren außerdem den Countdown von 60 Stunden bis zum geplanten Anschlag.
Damit treibt das Alles auf ein spektakuläres Finale zu, das absolut filmreif ist, zumal fast bis zuletzt rätselhaft bleibt, wer dahintersteckt. Dazu gibt der Hintergrund der Weltausstellung mit ihren grandiosen technischen Neuerungen mehr als nur eine perfekte Kulisse ab, sie ist quasi Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Und hier merkt man, dass sich hinter dem Pseudonym Benjamin Monferat der Historiker Stephan M. Rother verbirgt, denn er gibt dem spannenden Roman mit faszinierendem Zeit- und Lokalkolorit einen ganz besonderen Charme.

# Benjamin Monferat: Der Turm der Welt; 698 Seiten; Wunderlich Verlag, Reinbek; € 22,95

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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