CLAUDIA PIETSCHMANN:
GOODDREAMS
Berlin in einer nicht bestimmten aber auch nicht allzu fernen Zukunft. Hier leben die
Zwillinge Leah und Mika mit ihrem Vater. Der ist schwer krank und wie die meisten Menschen
hat auch diese Familie keine Jobs und kaum Geld. Bisher jedoch kamen sie durch Mikas
Einnahmen aus seinen überragenden Fähigkeiten als professioneller Träumer für die
weltweit operierende Social-Media-Plattform GoodDreams gut über die Runden.
Nun aber hat Leviathan, so der Codename Mikas, ein gravierendes Problem:
derartig schwere Schlafstörungen, dass er nicht mehr träumen kann. Und ausgerechnet
jetzt bekommt er als einer der weltbesten Profiträumer ein irres Angebot zur Teilnahme an
einem Spitzenwettbewerb, mit dem er auf einen Schlag 250.000 Dollar gewinnen könnte. Doch
welche Chance hat er, wenn er nicht richtig schlafen kann?!
Damit kommen Schwester Leah und drei Teilnehmer des Wettstreits ins Spiel, aus dem Claudia
Pietschmann unter dem Titel GoodDreams Wir kaufen deine Träume
einenbis zuletzt fesselnden Jugendthriller gemacht hat. Nur schweren Herzens lässt sich
darin Leah überreden, an Mikas Stelle den Leviathan zu spielen, zumal sie panische Angst
davor hat, in Albträume ohne Rückkehr zur Wirklichkeit abzugleiten.
Doch auch ihre Mitspieler oder sind es eher Rivalen? - haben ihre Probleme. Da ist
Ben, der mit seiner Mutter abgeschieden im Nirgendwo einer kalifornischen Wüste haust und
endlich dort raus will. Viel besser geht es der Japanerin Yuna auch nicht. Die ebenso
biestige wie knallharte Actionträumerin strandete durch den Niedergang des Tourismus auf
der Insel Okinawa und will endlich wieder in die Heimat zurück.
Die größten Schwierigkeiten überhaupt teilzunehmen hat allerdings Tayo aus Namibia,
denn sein schwerreicher Vater versucht mit allen Mitteln zu unterbinden, dass der Junge in
irgendeiner Weise international surft. Auf das Geld ist Tayo also nicht angewiesen, um so
mehr spielt die Online-Freundschaft zu Mika eine Rolle. Und noch mehr, dass er in Leah
verliebt ist.
Weshalb er Mikas Wunsch, ihr beim anstehenden Traumspiel zu helfen, nachkommt. Offen
bleibt jedoch, ob das sein einziges Motiv fürs Mitmachen ist. Das Spiel startet nun, ohne
dass die vier irgendeine Spielregel kennen. Um bald am eigenen Leib zu erfahren, welch
unangenehme Strafen es für Regelverstöße setzt. Natürlich durchschauen die Anderen
sehr bald, dass Leah nicht der echte Leviathan ist, doch da stecken sie alle längst
mittendrin in irrwitzigen Ereignissen.
Und das infernalische Spiel entwickelt immer gefährlichere Dimensionen, wo bewaffnete
Wächter sich durchaus nicht nur als Spielfiguren erweisen und immer deutlicher wird, dass
die Teenager in realen heiklen Situationen schweben. Wobei sich die Grenzen zwischen
Aktivtraum und Wirklichkeit zunehmend so haarsträubend verschieben, dass die bange Frage
aufkommt: stimmt es, dass man im Traum nicht sterben kann?
Mehr aber soll von diesem packenden Debütroman mit seinen tollen Charakteren und den
atemberaubenden Überraschungen und Wendungen für junge Leser ab etwa 14 nicht verraten
werden. Am Schluss bleibt schließlich eine gewisse Hoffnung, dass es eine Fortsetzung
dazu geben könnte.
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