BOB DYLAN: LYRICS: SÄMTLICHE
SONGTEXTE 1962 2012
Er hat aus Worten und Musik ein nahezu unendliches künstlerisches Universum
geschaffen, das den gesamten Globus durchdrungen und wirklich die Weltgeschichte
verändert hat. Mit diesen Worten begründete der amerikanische Literaturprofessor
Gordon Ball 1996 die Nominierung Dylans für den Literatur-Nobelpreis und treffender kann
man es kaum ausdrücken.
Nach immer neuen Nennungen ist es nun nach 20 Jahren so weit: Laureat 2016 der
schwedischen Nobel-Akademie ist Robert Allen Zimmerman, Künstlername Bob Dylan. So nannte
er sich zu Beginn seiner Karriere nach dem walisischen Dichter Dylan Thomas, den er
bewunderte und dem er so viel erfolgreicher nacheiferte. Wer die Preisverleihung in
Zweifel zieht und noch nicht gewusst haben sollte, dass Bob Dylan der wohl größte und
vor allem auch einflussreichste zeitgenössische Dichter ist, weil er ihn nur
für einen Songschreiber und Sänger hält, dem sei das umfassende Kompendium
Lyrics: Sämtliche Songtexte 1962 2012 empfohlen.
Vielhundertfach hält man hier den Beweis dafür in Händen, wie sehr Dylans Texte auch
ohne Musik faszinierende Lyrik von elementarer Aussagekraft sowie unerreichter verbaler
Treffsicherheit und Schönheit sind. Der Reigen beginnt mit seinem ersten Songtext
Let me die in my Footsteps über den 1999 mit einem Oscar prämierten Filmsong
Things have changed bis zu den Texten des hoch gelobten Alterswerks
Tempest.
Die Texte sind allesamt dem jeweiligen Album zugeordnet und es fehlen auch nicht jene, die
zur selben Zeit geschrieben und aufgenommen wurden, dann jedoch aus verschiedenen Gründen
nicht oder erst später auf andere Weise herausgebracht wurden. Die Liste feinster Perlen
der Folk- und Rockmusik ist schier unüberschaubar und dennoch wäre eine Kritik an der
Verleihung des höchsten Literaturpreises an einen Rockpoeten, dass er eben
nur ein Sänger von Texten sei, schlicht daneben.
Zu Unrecht würde man ihm damit seine geniale Doppelbegabung vorwerfen. Hat er doch
unzählige wahre Ohrwürmer und Dauerbrenner geschaffen wie ein Mozart der Populär-Musik,
so bestehen die grandiosen Texte gleichwohl ebenso als hochkarätige eigenständige Lyrik.
Für die deutsche Ausgabe hat hier der erfahrene Gisbert Haefs mit viel Gespür für die
den Originalen gegenübergestellten Übersetzungen gesorgt. Durch Auflagen des
Dylan-Managements sind hier Fehler durch abweichende Nachdichtungen unterblieben. Fazit:
eine Fundgrube für jeden Genießer wunderbarer Lyrik, ganz gegenwärtig und voller
einzigartiger Bilder und Geschichten.
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