JOHN BURNSIDE: ANWEISUNGEN
FÜR EINE HIMMELSBESTATTUNG
Der schottische Autor John Burnside ist keine einfache Persönlichkeit. Aufgewachsen in
Cowdenbeath nahe Edinburgh, unterdrückt und gequält von seinem Vater begann er sein
erwachsenes Leben als Industriearbeiter, ver-fiel dem Alkohol und Drogen.
Erst mit etwa dreißig Jahren entschied er sich, ein bürgerliches Leben zu führen,
studierte in Cambridge und entdeckte, dass das Schreiben für ihn der Rettungsanker sein
konnte. In seinen Romanen hat er auch sein turbulentes Leben aufgearbeitet. Mit
zahlreichen Romanen, Kurzgeschichten und Gedichten hat er sich seither zu einem der
bedeutendsten schottischen Autoren der Gegenwart entwickelt und unterrichtet außerdem an
der University of St. Andrews Kreatives Schreiben.
Mit Anweisungen für eine Himmelsbestattung liegt jetzt erstmals auch eine
Auswahl seiner Gedichte vor, nicht nur auf Deutsch, sondern im selben Band auch je-weils
gegenübergestellt die englische Originalversion. Einen Mystiker oder einen Romantiker
haben ihn Kritiker genannt. Viele seiner Gedichte beschreiben die Landschaft, das Meer,
das Licht und die Stimmung seiner schottischen Heimat und seine Assoziationen dazu. Ein
Beispiel:
Wanderfalken
Bald werden sie die Falken töten, die im Steinbruch brüten / (Es ist nur eine Frage der
Zeit: Raubvögel brauchen Freiraum, / und Raum in dieser Gegend ist Geld); doch jetzt
fliegen sie noch eine Zeitlang tief / über die Felder und schmalen Wege vor dem Wald /
bei Gillingshill,
weshalb uns die Kinder beim Sonntagsspaziergang zurufen,/ wir sollten anhalten und
hinschauen, / und tatsächlich / drehen wir uns alle um: das verpfändete Land/ liegt
weithin still, das Dorf unten / so trist und grau wie der Tresor, in dem sein Geld
schläft, / und der Augenblick ist nahezu selig: wir halten inne, warten/ auf jenes
Himmelsflackern in unseren Knochen, / das beinahe Fliegen ist.
Dies ist eines der Gedichte aus dem Band, der eine Auswahl aus den bisher erschienen sechs
Gedichtbänden enthält. Die zweisprachige Ausgabe macht es dem Leser möglich, die
Originale zu lesen und sich ein Urteil über die Qualität der Übersetzung zu bilden, die
Iain Galbraith sehr nah am Original vorzüglich gelungen ist.
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