BARRY STRAUSS: DIE IDEN DES
MÄRZ
Solange sich Menschen an die Namen derer erinnern, die Julius Caesar getötet haben,
kann kein Diktator ruhig schlafen. Das ist der letzte Satz in Barry Strauss'
Sachbuch Die Iden des März Protokoll eines Mordes, wie die
Untersuchung rund um den wohl folgenreichsten politischen Mord in der Weltgeschichte
überschrieben ist.
Und die erweist sich dramatisch wie ein Theaterstück, spannend wie ein Krimi und ist doch
eine historische Aufarbeitung, die vieles in neuem Licht erscheinen lässt, was im
allgemeinen Bewusstsein auch durch Legendenbildung zu diesem komplexen Geschehen
eingebrannt ist. Hilfreich für den Leser ist eine Kurzbeschreibung der handelnden
Personen zu Beginn des Buches, die Orientierung bietet im Geflecht der Freunde, falschen
Freunde, Feinde und Strippenzieher rund im Gaius Julius Caesar.
Allein etwa 60 Personen waren waren an der Verschwörung gegen Caesar beteiligt und ihre
Motive waren höchst unterschiedlich. Ausgangspunkt für das Entstehen der Verschwörung
war die Tatsache, dass Caesar sich zum Diktator auf Lebenszeit ernennen ließ. Ob Caesar
die res publica in eine Monarchie umwandeln wollte, bleibt weiter ungeklärt.
Hinweise darauf gab es, allerdings könnten die auch bewusst von den Verschwörern
lanciert worden sein.
Detailliert arbeitet Strauss die Entwicklung bis zu jenem 15. März im Jahre 44 v.Chr.
Heraus. Dabei zeigt sich, dass neben Marcus Junius Brutus und Gaius Cassius Longinus, den
bekannten Anführern der Verschwörer, Decimus Junius Brutus Albinus eine wesentlich
größere Rolle gespielt hat als allgemein angenommen. Decimus war nicht nur ein
mächtiger General Caesars, der über erhebliche Macht und Truppen verfügte, er war es
auch, der Caesar am Tag des Attentats davon überzeugte, überhaupt zu der Sitzung des
Senats zu gehen.
Zu seiner Motivation sagt Strauss: Als brillanter junger General aus einer adligen
Familie war er mit Caesar in Gallien gewesen und wandte sich dann gegen ihn, entweder aus
republikanischer Überzeugung oder aus fehlgeleitetem Ehrgeiz (oder beidem). Diese
Motivation traf vermutlich auf viele der Verschwörer zu.
Bis in die Einzelheiten wird auch der eigentliche Anschlag geschildert und den
schließlich tödlichen Messerstich schreibt Strauss dem Gaius Servilius Casca zu. Dazu
stellt er fest, dass Caesar in dem Tumult des Attentats wohl kaum wirklich in der Lage
war, die berühmten Worte Auch du, mein Sohn Brutus auszusprechen.
Von der tumultartigen Beerdigung Caesars bis zum Ende der Verschwörer in den folgenden
Jahren beschreibt Strauss die weitere Entwicklung. Bemerkenswert ist die Entwicklung des
jungen Gaius Octavius, der bei Caesars Ermordung erst 18 Jahre alt war, sich in den
nachfolgenden Kämpfen gegen sämtliche Widersacher durchsetzte und, nachdem er auch
Marcus Antonius besiegt hatte, Roms erster Kaiser Augustus wurde.
Auch wenn die Quellenlage eine endgültige Klärung der Vorgänge um die Ermordung Caesars
wohl nie zulassen wird, ist der Versuch der Aufarbeitung dieser Vorgänge nicht nur für
Historiker ein spannendes Unterfangen, das auch heute noch zu interessanten Parallelen
anzuregen vermag.
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