ANA
BILIC: DIE GOLDENE STATION
Worum mag es sich wohl handeln bei der goldenen Station, die titelgebend war
für den ersten Lyrikband der 1962 in Zagreb geborenen und jetzt in Wien lebenden Autorin
Ana Bilic? Im Konvolut ihrer Verse nimmt die goldene Station keine konkrete Form an.
67 Gedichte wie einzelne Stationen auf der Fahrt durch ein bewegtes, sehnsüchtiges Leben.
Man merkt den ganz im Diesseits beheimateten und von mal gelingenden, mal scheiternden
Momenten einer Paarbeziehung erzählenden Gedichten an, dass sich in ihnen auch eine Gabe,
groß zu lieben verbirgt, die zur Bürde werden kann. Für andere, für sich selbst.
Was jene goldene Station betrifft, gilt es für die Leser dieses bemerkenswerten
Lyrik-Debüts die Leerstelle selbst zu füllen mit eigenen Vorstellungen von Verheißung
und Glanz, einer erhofften und nur möglicherweise zu erwartenden Paradieslichkeit nach
dem Abgang. So lautet auch der Titel des letzten Gedichtes im Band, das noch
einmal bündelt und vor Augen führt, wovon Ana Bilic in ihren Texten spricht und in
welcher Weise sie das tut.
Alle unsere Ankünfte waren unsere vorletzte Station, heißt es da und wenig
später: Jeder Abgang ist nur ein Schritt(um zum Anfang zurückzukehren.
Ruhige Gewissheit über die eigene Verortung im Hier und Jetzt, gepaart mit der
selbstverständlichen Überzeugung, dass es eine sinnliche Welt hinter oder über oder
neben der Erfahrenswelt gibt, über welche die Lyrik zu reden hat, machen Die
goldene Station zu einem Buch, in dem eine schöne poetische Reife wohnt.
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