JULIAN
HOLLAND: DIE SPEKTAKULÄRSTEN EISENBAHNREISEN DER WELT
Legendäre Züge mit ihrem oft nostalgischen Charme erzeugen glänzende Augen bei
Eisenbahnfreunden und Globetrottern gleichermaßen. Wenn der britische Experte Julian
Holland nun ein opulentes Kompendium mit 50 Beispielen von allen Kontinenten unter dem
Titel Die spektakulärsten Eisenbahnreisen der Welt vorliegt, so übertreibt
er keineswegs, allerdings musste er eine Auswahl treffen.
Dabei ging es ihm weniger um Luxuszüge wie den Orient-Express oder die
ebenfalls hinlänglich bekannte Transsibirische Eisenbahn. So ist mit dem
südafrikanischen Blue Train nur ein reiner Luxuszug vertreten, dagegen auch
zum Beispiel ein ulkiger Schienenbus wie der schneeweiße Viko-Viko auf
Madagaskar. Deutschland ist lediglich mit der Harzer Schmalspurbahn und der Strecke
Eisenach-Katzhütte in Thüringen dabei.
Dafür findet der Fan gleich mehrere erstaunliche Beispiele aus China teils mit
Dampfloks noch bis 2010! - oder die einst osmanische Hedschasbahn von Damaskus nach Amman
(wegen des Bürgerkriegs seit 2011 außer Betrieb). Für Reisende, die ebenso Wert auf den
besonderen Zug wie auch auf faszinierende Landschaften legen, empfiehlt Holland The
Ghan mit seinen 2979 km Fahrstrecke von Süd nach Nord durch den australischen
Outback, wozu man immerhin 53 Stunden benötigt.
Der Indian Pacific von Sydney nach Perth aber legt auf seiner
Kontinentalstrecke sogar 4.352 km zurück und dabei den mit 478 km längsten schnurgeraden
Gleisabschnitt der Welt. Womit er den stolzen Paradezug der USA, die 1893 eingeweihte
Strecke des Empire Builders von Chicago nach Seatlle mit ihren 3550 km noch
locker überbietet. Die jedoch dürfte mit einer landschaftlich atemberaubendsten
Linienführung prunken.
Wer es dagegen richtig abenteuerlich wünscht, bevorzugt vielleicht eher die wahrhaft
spektakulären Strecken in Lateinamerika, wo die Guayaquil & Quito Railway
446 km von der Hafenstadt hoch in die Anden führt. Und wer noch höher hinaus will, hat
die Wahl zwischen der peruanischen Ferrocarril Central Andino, die von der
Küste bis auf 4764 Meter hinaufführt und nur noch von der 2006 eröffneten
Quinghai-Tibet-Bahn mit ihren 1995 km Bahnlänge auf dem sogenannten Dach der Welt
überboten wird.
Fazit: Vorsicht beim Schmökern, denn die Ansteckungsgefahr mit dem Reisebazillus ist dank
der Fülle der Fotos sowie den vielen Übersichtskarten, Informationen und kenntnisreichen
Beschreibungen riesengroß.
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# Julian Holland: Die spektakulärsten Eisenbahnreisen der Welt (aus dem
Englischen von Meike Grow); 304 Seiten, 160 Fotos, 50 Karten, Großformat; National
Geographic, Hamburg; 39,99
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS) |
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