TOM
ANG: DIE GESCHICHTE DER FOTOGRAFIE
Die Kamera ist für mich ein Skizzenbuch, ein Unmittelbarkeitsgerät, der Meister
des Augenblicks, erklärte der Fotograf und Mitbegründer der legendären
Foto-Agentur Magnum 1976. Das trifft die Bedeutung exakt, denn ein Fotoapparat
hält im Bruchteil einer Sekunde das kleinste Detail eines Bildes für die Ewigkeit fest.
Was einst von Pionieren wie dem Briten Talbot und den Franzosen Niépce und Daguerre im
frühen 19. Jahrhundert ausgetüftelt wurde, führte von einem Freizeitvergnügen reicher
Leute zu einer Alltagserscheinung, die aus dem modernen Leben gar nicht mehr wegzudenken
wäre. Den Weg von schweren, noch primitiven Holzkastenkameras bis hin zu modernsten
digitalen Wunderwerken beschreibt der britische Profi-Fotograf Tom Ang nun in seinem
opulenten Textbildband Die Geschichte der Fotografie.
Die schnelle Verbreitung der neuen Technik verdankt die Welt dabei der französischen
Regierung, die Louis Daguerre das Patent auf den ersten funktionstüchtigen Fotoapparat
abkaufte und international zugänglich machte. Die weitere Entwicklung über immer weitere
Neuerungen und technische Fortschritte von frühen Farbfotografien bereits um 1880 über
die ersten Kameras mit Filmen oder das Aufkommen der Blitztechnik Ang geht in
sieben Kapiteln insbesondere auf die technischen Aspekte ein.
Doch auch die Meisterschaft der Nutzer bis hin zu hoher Kunst und angefeindet
seitens der Vertreter der Malerei beschreibt der Autor, der im Übrigen als Dozent
an der Universität von Westminster Studenten in journalistischer Fotografie unterrichtet
mit einer Fülle von beispielhaften Abbildungen. Dabei porträtiert er auch über
50 berühmte Fotografen. Er zeigt und analysiert markante Beispiele, erläutert aber auch
Bilder, die besonders einflussreich waren darunter legendäre Pressefotos wie jenes von
der Aufstellung der US-Flagge auf Iwojima von 1945.
Fazit: ein exzellenter Bilderbogen zum Thema mit einer faszinierenden Bandbreite des
Gezeigten, das allerdings die technische Seite bewusst vor den kunsthistorischen Aspekt
setzt.
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