| COLIN
COTTERILL: DR. SIRI UND DER EXPLODIERENDE DRACHEN
Freunde des etwas anderen, gern auch exotischen Krimis dürfen sich freuen, denn Colin
Cotterill entsendet seinen sehr speziellen Ermittler Dr. Siri Paiboun in einen neuen Fall.
Der führt den einzigen Pathologen der totalitären Demokratischen Volksrepublik Laos
gegen seinen Willen in ein undurchsichtiges Abenteuer.
Dr. Siri und der explodierende Drachen lautet der Titel der mittlerweile
achten Folge der Reihe, die in das Jahr 1978 führt. Der Arzt, der sich vom letzten
strapaziösen Einsatz noch gar nicht richtig erholt hat und liebend gern endlich in den
wohlverdienten Ruhestand mit Gattin Madame Daeng eintreten würde, soll in einer
diplomatisch heiklen Mission mitwirken.
Eine Forderung von ganz oben, der sich der 74-Jährige nicht widersetzen kann. Durchsetzen
kann er aber wenigstens, dass neben der Gattin auch solch enge Vertrauter wie sein bester
Freund, der frühere Spitzenfunktionär Civilai mitkommen. Weniger erfreulich ist, dass
auch Siris alter Intimfeind und dummerweise zugleich Vorgesetzter Richter
Haeng mit zur Gruppe gehört. Der bringt außerdem seinen Cousin Vinai als Dolmetscher
mit, obwohl er nicht mal Englisch kann.
Das wäre jedoch wichtig, denn aufgeklärt werden soll gemeinsam mit einigen Amerikanern
das angebliche Auftauchen des US-Piloten Bowry. Der war vor zehn Jahren zur Hochzeit der
massiven Flächenbombardements auf Laos im Rahmen des Vietnam-Kriges hier in der tiefsten
Provinz mit einem Hubschrauber abgestürzt und bis dato hatte man keinerlei Spuren im
Dschungel gefunden.
Die gemeinsame Expedition beginnt wie ein Klassenausflug mit einem fröhlichen Besäufnis
zum Kennenlernen. Nervosität und Spannung steigen jedoch umgehend schlagartig an, als es
zu einem sehr unfeinen Todesfall kommt. Und Dr. Siris Spürnase entgeht auch nicht, dass
die weiteren Misshelligkeiten und Unfälle nicht einfach so passieren. Obendrein hat ihm
ein obskures örtliches Medium den baldigen Tod vorhergesagt, erlebt aber selbst nicht
mehr, ob das denn auch so eintrifft.
Ohnehin spielt allerlei Geisterglaube eine gewichtige Rolle, noch mehr allerdings
offenbart die mit süffisantem Unterton und vielen schrägen Dialoge erzählte Geschichte
auch eine Vielzahl sehr schmutziger Geheimnisse aus der Vergangenheit. Dass die Amerikaner
schließlich sogar einen großkotzigen Senator in die Ermittlungskommission entsenden,
spricht Bände, wenn andererseits etliche Ex-Kameraden des vermissten Hubschrauberpiloten
ums Leben kommen.
Der pfiffige Dr. Siri aber glänzt einmal mehr mit seinem ganz speziellen hintersinnigen
Charme und wenn es bei aller Spannung immer wieder auch etwas zum Schmunzeln gibt, kommt
einem unwillkürlich das Wortspiel Laos ist Chaos in den Sinn. Fazit: ein
Leckerbissen für Freunde des eher skurrilen Krimis.
|