NEIL
YOUNG: SPECIAL DELUXE EINE AUTO-BIOGRAPHIE
Soeben 70 geworden, legt die lebende Musiker-Legende Neil Young ihr zweites
autobiographisches Buch vor. Hatte Young neben vielen Details aus seinem Familienleben und
teils sehr offenen Passagen aus seinem mittlerweile gut 50-jährigen Schaffen in Ein
Hippie-Traum sich auch recht ausführlich mit seinen Hobbies von der
Modelleisenbahnanlage bis zur Oldtimer-Verrücktheit befasst, so wird diese Fortsetzung
noch eigenwilliger.
Konsequenterweise ist sie mit Special Deluxe Eine AUTO-Biographie
überschrieben. Und der unermüdliche kreative Kanadier hält Wort: entlang einer endlosen
Reihe von mehr oder weniger alten Traumautos beschreibt er sein Leben, sei es das private,
seien es all die Tourneen als Solist, mit seiner Crazy Horse Band oder mit dem
einzigartigen Quartett Crosby, Stills, Nash & Young. Titelgebend war dabei ein
Plymouth Special Deluxe Sedan von 1950.
Dieses 1974 erstandene Auto liebte er ohnehin sehr, es hatte aber außerdem mit einer
offenbar sehr innigen Vater-Sohn-Zeit auf Youngs Broken Arrow Ranch zu tun, die der Senior
später in einer Biogaphie über Neil and me würdigte. Doch schon für den
Jungen und den Teenager war die Autoliebe ausgeprägt und hier verknüpft er nun wichtige
Abschnitte seines Lebens mit den jeweiligen markanten Oltdimern. Dazu gehört für ihn
selbstverständlich auch ein Eingehen auf die Details der Wagen, wann und unter welchen
Umständen sie gekauft wurden. Und er fügt einfache kleine Wasserfarbenzeichnungen
zahlreicher seiner Vehikel bei, von denen viele noch heute in seiner großen Sammlung
stehen.
Manches liest sich amüsant bis spannend, wie über zwei riesige Leichenwagen, die in den
frühen Bandjahren für Transport des Equipments sehr nützlich waren. Auch erfährt man
manch offene Einschätzung des als egomanes Arbeitstier bekannten Musikers mit dem
unsteten Lebenslauf. So bekennt er, dass Obsessivität für kreative Höhenflüge sehr
bekömmlich sein kann. Wenn er gegen Ende seiner in einfachem Stil gehaltenen
Ausführungen schließlich eindringlich für alternative Kraftstoffe eintritt und auf
eigene Erfahrungen mit Elektroantrieben und dergleichen hinweist, ist das zwar
anerkennenswert, lässt den eigentlichen Sinn einer Autobiographie jedoch ähnlich wie die
Überfülle von Kfz-Einzelheiten eher beiseite liegen.
Fazit: für echte Fans wie auch für Oldtimer-Enthusiasten ist dieses Buch eine wahre
Fundgrubde, wer aber mehr an einer konkreten Musiker-Biographie interessiert ist, könnte
enttäuscht sein.
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