VICTORIA SCOTT: FEUER &
FLUT
Die 16-jährige Tella findet es total öde, weit draußen in der wilden Ödnis von Montana
zu leben. In Boston aufgewachsen, ist sie ein echtes Stadtmädchen, das sich vor allem
für Mode und ihr eigenes Aussehen interessiert. Doch sie muss zähneknirschend hinnehmen,
dass die Familie hierher gezogen ist, weil die Eltern ihre letzte Hoffnung in die heilende
Wirkung des guten Klimas für Tellas älteren Bruder Cody setzten, der immer leichter und
immer schwächer wird und offenbar bald sterben wird.
Da entdeckt sie eines Tages eine kleine blaue Schachtel auf ihrem Bett. Von unbekannter
Herkunft aber mit einem Kopfhörer und einer Botschaft. Sie soll sich innerhalb von 48
Stunden im Red Old Museum zum geheimnisvollen Brimstone Bleed anmelden. Drei Monate dauert
dieser Wettkampf, der durch die Ökosysteme Dschungel, Wüste, Meer und Berge führt. Dem
Sieger winkt ein Heilmittel, das jede Krankheit kurieren kann.
Obwohl ihr Vater versucht, sie davon abzuhalten, lässt sich die aufmüpfige Tella diese
Chance, ihren Bruder zu retten, nicht nehmen. Und das ist der Auftakt zum verwegenen
Abenteuer- und Mystery-Thriller Feuer & Flut von US-Autorin Victoria
Scott. Nach der Erfolgsserie um Dante Walker fesselt sie nun mit diesem Auftakt zu einem
Zweiteiler, der in einen unbarmherzigen Wettlauf auf Leben und Tod führt.
Von einem entscheidenden Teil der mysteriösen Botschaft dämmert Tella nämlich erst mit
der Zeit, wie gnadenlos ernst er gemeint ist: es kann nur einen Champion geben! Und es
treten immerhin 122 Kandidaten an und jeder von ihnen hat seine sehr eigene Geschichte und
seinen sehr eigenen Beweggrund, um für das versprochene Heilmittel für einen geliebten
Menschen zu kämpfen. Vor dem Start erhält Tella wie ihre Rivalen ein einziges
Hilfsmittel, einen Pandora.
Das sind genetisch veränderte Tiere mit besonderen Fähigkeiten, die nützlich für den
jeweiligen Besitzer sind. Die Reihe reicht von Löwen über Elefanten bis hin zu
Greifvögeln. Tellas Pandora ist ein Fuchs, den sie Madox nennt. Dann aber geht es zur
ersten Etappe in den Dschungel. Zunächst noch allein, dann gemeinsam mit einer kleinen
Gruppe, mit der sie nun in einer bestimmten Frist ein Lager erreichen müssen.
Ich-Erzählerin Tella schildert das Alles aus ihrer Sicht, spricht von ihren Ängsten,
entsinnt sich in verzweifelten Situationen immer wieder an den festen Willen, ihren Bruder
zu retten. Aber auch einige teils sehr interessante Mitstreiter erhalten eigene Gestalt,
so die ebenso schöne wie unerschütterliche Harper und noch mehr der undurchsichtige Guy,
zu dem Tella ein vibrierendes Verhältnis zwischen Feindseligkeit und Anziehung
entwickelt.
Gefühle allerdings erweisen sich bald als gefährlich und Vertrauen könnte tödlich
enden. Und tatsächlich geht es in diesem Wettstreit in einer Welt zeitlich gar nicht so
weit von unserer höchst gewalttätig zu. Mehr aber sei von dem wilden Geschehen nicht
verraten, das Victoria Scott aber recht unkompliziert mit Hochspannung, außerordentlich
actionreich und zuweilen mit trockenem Humor vorantreibt.
Tella muss erkennen, dass dieser barbarische Wettlauf der in Passagen durchaus an
die Tribute von Panem erinnert all ihre Vorstellungen übersteigt.
Sämtliche Leser ab etwa 14 Jahre werden bis zuletzt mit vielen überraschenden Wendungen
gefesselt und nach dem Ende der zwei Etappen Dschungel und Wüste der Fortsetzung
Salz & Stein entgegenfiebern, die im Frühjahr 2016 erscheinen wird.
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