SJOERD KUYPER: ERST WIRST DU
VERRÜCKT UND DANN EIN SCHMETTERLING
Mittendrin in den Wirren der Pubertät befindet sich der 13-jährige Kos, allerdings ist
sein Baggern um die angehimmelte Isabel längst nicht sein einziges Problem. Vor allem,
als es zu einem dramatischen Ereignis kommt, brechen verrückte Tage an: gerade ist der
begeisterte Fußballer dabei, mit einem Elfmeter für die Meisterschaft seiner Mannschaft
zu sorgen, da bricht am Spielfeldrand sein Vater mit einem Herzinfarkt zusammen.
Damit beginnt Erst wirst du verrückt und dann ein Schmetterling, der
außergewöhnliche Jugendroman des niederländischen Erfolgsautors Sjoerd Kuyper. Schon
der Aufbau ist speziell, denn der Leser erfährt all die sich überschlagenden Ereignisse
aus dem Tagebuch, das Kos auf alte Tonbandkassetten gesprochen hat. Abgeschrieben hat sie
später übrigens jene Isabel und ihre eigenen Gedanken zu den Berichten ergeben einen
feinen ergänzenden Kontrast.
Als der Vater nun im Krankenhaus liegt, offenbart sich für Kos und seine drei Schwestern
allmählich eine immer heiklere Situation und die vor einigen Jahren an Krebs gestorbene
Mutter wird um so schmerzlicher vermisst. Die Lage erscheint nahezu hoffnungslos, als sich
herausstellt, dass das kleine Hotel der Eltern völlig überschuldet ist. Für die Vier
steht jedoch fest, dass sie etwas unternehmen wollen und natürlich darf der Vater nichts
erfahren, um sein Herz zu schonen.
Ideen sind gefragt, die Geschwister machen allerdings sehr unterschiedliche und teils
wenig zielführend Vorschläge. Was nicht verwundert bei vier derartig verschiedenen
Charakteren. Die 19-jährige Libbie trägt schwer an ihrer Rolle als Ersatzmutter,
während Briek mit ihren 15 Jahren voll auf dem Gothik-Trip ist und sich ähnlich mit dem
wirklichen Leben schwertut wie Nesthäkchen Pel. Wobei die Neunjährige zugleich die
verrücktesten Ideen einbringt.
Und nicht zu vergessen mittendrin steckt Kos mit immer neuen Herausforderungen und
Pannen bei seinen Bemühungen, Isabels Herz zu gewinnen. Da jagt dann ein Chaos das
nächste und manche Szenen sind von herzerfrischender Situationskomik. Wenn das Alles
dennoch bei aller Leichtigkeit nie ins Klamaukhafte oder gar Banale abgleitet, liegt es an
dieser meisterhaften Verknüpfung mit solch ernsten Themen wie der längst nicht
überstandenen Trauer um die Mutter oder solcher Sorgen wie um den kranken Vater und die
wirtschaftlichen Nöte.
Autor Kuyper hat das Alles mit einer gelungenen Mischung aus lebensprallem Geschehen,
sensiblem Umgang mit verwirrenden Gefühlen und viel Sinn für Wortwitz zu einem höchst
unterhaltsamen Roman für Teenager jeden Alters gemacht, der ebenso anspruchsvoll wie
fesselnd ist. Und ein kleiner Geheimtipp für weibliche Leser sei noch angefügt: man
erfährt eine Menge darüber, wie so ein Junge wohl tickt in dieser sehr speziellen Phase
des Lebens...
|