DAVE GOULSON: UND SIE FLIEGT
DOCH
Die Hummel (lat. Bombus) ist nicht nur ein sympathisch brummelndes Pummelchen, der
gedrungene kleine Flieger aus der Familie der Bienen hat auch manch überraschende
Eigenschaften und äußerst nützlich ist er obendrein. Das Wissen darum hat inzwischen
der englische Naturschützer Dave Goulson mit seiner wissenschaftlich untermauerten
Liebeserklärung Und sie fliegt doch. Eine kurze Geschichte der Hummel als
Buch herausgebracht.
Der Bienen- und Hummelforscher beschreibt die Herkunft der behaarten Flieger ebenso wie
ihr erstaunliches Leben und Überleben. Weitaus robuster als die Bienen beginnen die
Königinnen nach ihrem zehrenden Winterschlaf schon im Februar mit der Suche nach
Nistmöglichkeiten. Als wahre Schlechtwetterflieger und deutlich
temperaturunempfindlicher als die Bienen-Verwandtschaft erweist sich auch der Rest
ihres Volkes, wobei die benötigten Körpertemperaturen durch ständige Eigenvibrationen
erzeugt werden.
Bei aller Wissenschaftlichkeit seiner Arbeit versteht es Goulson, die teils mühselige
Forschungsarbeit wie auch die komplexen und zum Teil skurrilen Experimente und
selbstgebauten Apparaturen lebendig und oft auch erheiternd zu schildern. Wie er zum
Beispiel einen Pooter zum Ansaugen der kleinen Brummer anwandte, um sie fangen
und untersuchen zu können, ohne sie zu verletzen, stellt sich richtiggehend spannend dar.
Zu den außergewöhnlichsten Erkenntnissen gehört jene vom Sammelverhalten der emsigen
Hummeln, die in frappierender Weise stets Volltreffer landen: wie sie exakt die
richtigen Blüten anfliegen und bei gleichen Pflanzenarten just die
ertragreichste Blüte aussuchen und wie sie offenbar sogar berechnen, wie
lange die Pflanze wohl benötigt, bis die abgeerntete Blüte wieder nachgefüllt und
erntebereit ist.
Natürlich legt Goulson auch dar, welch wichtige Funktion die Hummeln neben den Bienen
erfüllen und welch fatale ökologische Folgen ihre Schädigung oder Vernichtung für die
betroffene Region nach sich zieht. Die Natur kann nicht auf die Hummel verzichten und dies
gilt beispielsweise ganz besonders bei Obstbäumen und Tomatenpflanzen.
Fazit: ein ebenso aufschlussreiches wie sehr unterhaltsam zu lesendes Sachbuch zu einem
recht wenig bekannten Phänomen der Natur. Und falls jemand dann nach der Lösung zu der
angeregten Titelfrage sucht die gibt es nicht, denn der Autor hat sie im Original
gar nicht erst gestellt.
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