BORIS
DÄNZER-KANTOF: KREUZFAHRTTRÄUME
Eine organisierte Seereise auf einer vorher festgelegten Route und das nur zum Vergnügen
was heute als Kreuzfahrt wieder voll im Trend liegt, war Mitte des 19. Jahrhunderts
ein unerhörtes Erlebnis und selbstverständlich und auf viele Jahrzehnte hinaus den
happy few, also den gut Betuchten, vorbehalten. Es war 1844 die britische
Iberia der P & O-Reederei, die mit 40 Teilnehmern zur ersten derartigen
Lustbarkeit aufbrach.
Von diesem Luxus von einst und seiner Entwicklung zu einem recht erschwinglichen
Massengenuss berichtet Boris Dänzer-Kantof in seinem opulenten Textbildband
Kreuzfahrtträume. Schiffe und Routen von einst und jetzt. Von der frühen
großen Blüte, die mit dem ersten reinen Kreuzfahrtschiff Ceylon 1881
einsetzte, bis zu den heutigen seegängigen Glaspalästen, die weltweit von der Karibik
über exotische Gefilde bis hin zur Antarktis schippern, spannt der Spezialist für
Sozial- und Gesellschaftsgeschichte den Bogen.
Mit einer Fülle von historischen Fakten, alten Plakaten, Auszügen aus Reisetagebüchern,
vielen Anekdoten und hinreißenden, oft noch unveröffentlichten Fotos umfasst er die
gesamte Bandbreite der Kreuzfahrten. Mal sind es regelrechte Weltumfahrungen, mal geht es
gezielt in exquisite Gefilde. Manche Schiffsnamen sind legendär wie die Queen
Mary oder die Normandie, von deren upper class-Leben an Bord viele
Aufnahmen künden. Abendgarderobe fürs Captain's Dinner, Müßiggang oder Badefreuden auf
den Sonnendecks, hier schwelgten seinerzeit die Schönen und die Reichen.
Auch deutsche Reeder wie Albert Ballin mischten da mit und eine 57-tägige
Mittelmeer-Kreuzfahrt mit dem 1891 gebauten Schnelldampfer Augusta Victoria
war nicht weniger als ein Erster-Klasse-Vergnügen. Im Gegensatz zu den späten 30er
Jahren im durchorganisierten Kraft-durch-Freude-System der Nazis mit den beliebten
Nordlandfahrten. Die allerdings auch im modernen Kreuzfahrttrend ebenso hoch im Kurs
stehen wie all die illustren Ziele, wie sie die Fernsehserie Traumschiff immer
wieder präsentiert.
Der alte Glamour und der massentaugliche Luxus auf ausgeklügelten Routen unserer Tage,
hier zeigen sie sich mit Geschmeide, Plüsch und neuzeitlicher Glitzerseligkeit. Fazit:
wer es gern etwas luxuriös mag, bekommt hier eine Fundgrube der Möglichkeiten kredenzt,
frei nach dem Motto Man gönnt sich ja sonst nichts.
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