VICTORIA & ALBERT MUSEUM
(Hrsg.): DAVID BOWIE
Der New Musical Express wählte David Bowie im Jahr 2000 zum
einflussreichsten Popmusiker aller Zeiten. Wie sich der 1947 als David Jones
geborene Engländer diese vollauf berechtigte Würdigung verdiente, zeigte 2013 die über
alle Erwartungen erfolgreiche Retrospektive David Bowie is über ihn im
Londoner Victoria & Albert Museum.
Das Museum fungierte auch als Herausgeber des opulenten Ausstellungskatalogs David
Bowie, der für deutsche Leser nicht nur einen faszinierenden Blick in diese
einzigartige Künstlervita wirft. Zugleich darf man sich auf die Präsentation dieser
Schau im Martin-Gropius-Bau in Berlin freuen, die am 20. Mai eröffnet wird und dann um
Exponate und Filme über seine Live-Auftritte erweitert sein wird, denn in der damals noch
geteilten Stadt verbrachte er in den 70er Jahren eine auch künstlerisch sehr wichtige
Lebensphase. Die Ausstellung kann dann bis zum 10. August besichtigt werden.
Bowie hatte Mitte der 60er Jahre als schüchterner Popsänger einen eher mühsamen
Einstieg und auch sein Hit Space Oddity (1969) war noch nicht der wirkliche
Durchbruch. Den brachten auf der Suche nach einer eigenen Identität erst ab 1972 seine
schillernden Kunstfiguren, allen voran seine schrillen exaltierten Auftritte als Ziggy
Stardust, Aladdin Sane bis hin zum kühl narzisstischen Thin White Duke.
Provokant, theatralisch, mal vorgeblich bisexuell, mal androgyn schuf er sich samt
gekonnter Körpersprache und Verführungsattitüde und stets unberechenbar immer wieder
selbst neu. Er beeinflusste die Avantgarde in Kunst und Musik nicht nur er selbst
war Avantgarde wie kaum ein anderer. Ein Chamäleon und ewiges Rätsel voller
Widersprüche aber mit Ausstrahlungen gerade auch auf die Modewelt ist David Bowie bis
heute geblieben und er gilt als ein Visionär des Designs.
Möglich wurde diese umfassende Darstellung seines künstlerisches Wirkens durch den
erstmalig gestatteten Zugriff auf sein David Bowie Archive in den USA, das
75.000 Objekte enthält. Der Katalog zeigt eine hinreißende Vielfalt von Kinderbildern
über Plattencover (auch sie vielfach wegweisend!) und legendäre Kostüme bis hin zu
Originalmanuskripten von Eigenkompositionen. Hinzu kommen aufschlussreiche Abhandlungen
über wichtige Aspekte seines Künstlerlebens.
Waren seine ständigen Rollenwechsel anfangs noch Zeichen der Unsicherheit, später jedoch
kunstvolles Kalkül, so helfen Ausstellung und Katalog ein wenig, die Kunstfigur Bowie
etwas mehr zu begreifen. Und wo nicht, da reicht es allemal für Begeisterung und
Bewunderung für das Gesamtkunstwerk David Bowie.
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