MICHAEL ROBOTHAM: SAG, ES TUT
DIR LEID
Ich heiße Piper Hadley und werde seit dem letzten Samstag der Sommerferien
vor drei Jahren vermisst. Das ist der Eröffnungssatz des neuen Psychothrillers des
australischen Erfolgsautors Michael Robotham mit dem ahnungsvollen Titel Sag, es tut
dir leid. Es folgen die ersten von immer wieder eingestreuten Tagebucheintragungen
der jetzt 18-Jährigen aus ihrem modrigen Kellerloch, in dem sie bis vor kurzem gemeinsam
mit ihrer besten Freundin Tash als Gefangene eines sadistischen Psychopathen vegetierte.
Nun gelang Tash die Flucht und nach all der ständigen Todesangst gibt es endlich einen
Hoffnungsschimmer, dass bald Hilfe naht. Draußen in den Wäldern nahe Oxford aber wird
derweil die übel zugerichtete Leiche einer jungen Frau gefunden und ein altes Bauernhaus
brennt nieder. Von dem entsprechenden Polizeieinsatz wird der aus früheren
Robotham-Romanen bereits bekannte Parkinson-kranke Psychologe Joe O'Loughlin Zeuge, der
mit seiner Tochter unterwegs ist.
Zwar zieht die Polizei ihn zu Rate, will es sich mit einem schnell gefundenen
Verdächtigen aber leicht machen. Als Gutachter zieht O'Loughlin jedoch bald ganz andere
Schlüsse, zumal in dem Bauernhaus ein bestialisch zugerichtetes Ehepaar aufgefunden wird.
Gemeinsam mit seinem alten Freund, dem desillusionierten Ex-Polizisten Victor Ruiz, findet
er heraus, dass die Ermordeten die neuen Eigentümer waren, das tote Mädchen aber die so
lange vermisste Tash McBain, die in eben diesem Bauernhaus aufgewachsen ist.
Während sich der Psychologe durch einen Wust von Rätseln, Lügen und Geheimnissen
kämpft, muss er gegenüber der Polizei Überzeugungsarbeit leisten. Ruiz lässt ebenfalls
nicht locker, denn Beiden ahnen nur zu sehr, dass sie in einem Wettlauf um das Leben
Pipers stehen. Deren Furcht und deren tägliche Pein mit dem unberechenbaren Entführer
offenbart sich beklemmende Weise in den Tagebucheinschüben.
Aber auch O'Loughlins Schilderungen als kundiger Ich-Erzähler gehen unter die Haut, zumal
der Autor weniger die Geschichte beschreibt, sondern sie vielmehr hautnah durch seine
Protagonisten schildern lässt. In die ohnehin hohe Spannung legt er zudem immer wieder
falsche Fährten für den Leser und steigert den Roman zu einem furiosen Finale.
Fazit: ein harter Psychothriller über menschliche Abgründe, zuweilen mit arg vielen
Zufällen angereichert, zugleich aber überzeugend durch profunde Sachkenntnis und viel
Einfühlungsvermögen.
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