STEFANO VECCHIA:
DIE KHMER
Die imposanten Tempelanlagen von Angkor Wat in Kambodscha zählen zu den berühmtesten
antiken Bauwerken der Welt. Von ihren Erbauern, den Khmer, dagegen weiß man erstaunlich
wenig. Erst jüngste Forschungsergebnisse haben einiges Licht in ihre Geschichte gebracht
und der italienische Kunsthistoriker Stefano Vecchia hat sich dem einstigen Reich mit
einem Textbildband gewidmet.
Die Khmer. Geschichte und Schätze einer alten Zivilisation ist das Buch
überschrieben und es reicht zurück bis in die Frühzeit Südostasiens vor gut 2000
Jahren. Mit einer Fülle von Detail- und Großbildern samt kompakten Beschreibungen legt
Vecchia dar, dass diese Kultur eine der prächtigsten und auch langlebigsten des gesamten
Kontinents war. Die Entstehung des Reichs gilt bis heute als weitgehend sagenumwoben, um
so mehr steinerne Zeugnisse gibt es aus seiner großen Zeit.
Vom 9. bis zum 15. Jahrhundert herrschten die Khmer über große Teile der heutigen
Staaten Thailand, Vietnam, Laos und Kambodscha. Vorläufer waren mit Funan und Chenla
Völker mit staatlichen Strukturen, die stark unter hinduistischem Einfluss standen. Die
Hochzeit des Khmer-Reichs setzte mit Jayavarman II., dem Großen, ein, der im Jahr 802
gekrönt wurde. Mit ihm gewann auch der Buddhismus erheblich ein Bedeutung für das
Herrschaftsgebiet.
Primärquellen sind allerdings rar, deshalb beruhen die meisten Erkenntnisse auf der
Fülle der Sekundärquellen, allen voran den faszinierenden Tempelanlagen mit ihren
zahllosen Reliefs, Figuren und dekorativen Elementen. Das Wunderwerk von Angkor Wat
entstand unter Surayavarman II. zur Blütezeit des Reiches zwischen 1130 und 1150. Viele
der bewundernswerten Hinterlassenschaften wie die vierköpfigen Skulpturen des
Bayon-Tempels oder die der Naga-Balustrade geben großenteils bis heute Rätsel auf.
Offensichtlich ist jedoch, dass viele der einzigartigen Anlagen und Details nicht nur
religiösen Zwecken dienten oder solche Motive darstellten.
Dieser Band lebt von seinem opulenten Bildreichtum und gibt eine gute visuelle Einführung
in die Geschichte der geheimnisvollen Hochkultur der Khmer. Abstriche muss man allerdings
am Forschungsstand machen, denn jüngste Erkenntnisse sind nicht eingeflossen. Gegenüber
der Pracht der Bilder ist im Übrigen die sehr klein gehaltene Schrift sämtlicher Texte
geradezu ein Ärgernis.
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