USAIN BOLT: WIE DER
BLITZ
Usain St. Leo Bolt ist sechsfacher Olympia-Sieger, achtfacher Weltmeister und weil er
gleich mehrere Weltrekorde innehat, wird er nicht zu Unrecht als der schnellste Mann der
Welt bezeichnet. Nun hat der gerade 27 Jahre alt Supersprinter eine Autobiographie
vorgelegt, die er zusammen mit Matt Allen verfasst hat.
Wie der Blitz lautet der Titel durchaus angemessen. Die angenehme
Überraschung ist dabei, dass es sich hier nicht etwa um eine mit einigen mäßig
aussagestarken Statements aufgeblasene Bildergeschichte handelt sondern um eine
Autobiographie, die diese Bezeichnung durchaus verdient. Und der Supersportler aus dem
laufverrückten Jamaika gibt erstaunliche Einblicke in seine Herkunft, seine Lebensweise,
seine Höhen und Tiefen.
Zur Einführung schildert er seinen schweren Autounfall vom April 2004, dem er wie durch
ein Wunder mit leichten Verletzungen entkam. Immerhin bekennt er, dass er die nicht ganz
unverschuldete Beinah-Katastrophe auch als ein Zeichen von oben begriffen
habe, künftig mit seinem Leben vernünftiger umzugehen. Ebenso offen wie interessant
folgen dann die ganz frühen Anfänge, als der laufstarke Schüler mit der Aussicht auf
ein Lunchpaket zum Siegeswillen angestachelt wurde. Erfolgreich. Motivation war von jeher
unerlässlich für seine Erfolge wie damals mit 8 Jahren beim 100 Meterlauf gegen den
eigentlich stärkeren Ricardo.
Von jung an war das Einzelkind Usain, das recht liebevoll über seine Eltern und die
Patchworkfamilie berichtet, recht groß und hyperaktiv. Für die Muskelbildung segensreich
erwies sich seine Pflicht des Schleppens von Wassereimer, da es im Elternhaus kein
fließendes Wasser gab. Spannend wird der Weg zu ersten bedeutenden Siegen wie dem zum
Juniorenweltmeister mit erst 15 und dem ersten Weltrekord über 100 Meter in New York, dem
ja auch Enttäuschungen folgten, allen voran das Verpassen der sicheren Weltmeisterschaft
2011 durch seine Disqualifizierung wegen Fehlstarts.
Bolt hebt auch die Rolle seiner wichtigsten Förderer hervor, allen voran Trainer Glen
Mills: Er hat mich zur Lauflegende gemacht. Von ihm lernte das selbstbewusste
Ausnahemtalent auch früh die hohe Bedeutung von Taktik, Effektivität und mentaler
Stärker. Dazu bekennt der Langschläfer mit der Gabe der Leistungsexplosion zum exakt
richtigen Zeitpunkt, dass erst der Anreiz ganz großer Wettbewerbe seinen Turbo so richtig
zündet. Um so verrückter lesen sich Anekdoten wie die über seinen irren Genuss von
geschätzten 1.000 Chicken Wings teils auch noch mit Pommes frites die er
während der zehn Tage bei Olympia 2008 in Peking vertilgte.
Doch Bolt verschweigt auch nicht die Nachteile seiner Körpergröße von 1,95 Meter, denn
die fordern gerade bei seiner Lieblingsstrecke von 200 Metern eine spezielle
Kurventechnik. Vor allem aber hat der Wunderläufer einen Körperdefekt, der zeitweise
erhebliche Schmerzen verursacht: eine angeborene Skoliose. Und hier kommt der wohl
berühmteste Sportarzt der Welt ins Spiel: Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Orthopäde
und insbesondere als Fußball-Wunderdoktor unter anderem für den FC Bayern München
bekannt. Bolt nennt ihn mit Dankbarkeit den Mann, der mich verletzungsfrei
hält.
2004 erkannte Müller-Wohlfahrt die Rückgratverkrümmung und deren Auswirkungen auf die
Beinmuskulatur und nach Bolts Aussagen schaffte The Doc 2012 vor der Olympiade
in London das Wunder, ihn rechtzeitig für die Gold-Läufe fit zu bekommen. Abschließend
gibt der bei aller Selbstdarstellung sympathisch gebliebene Sportheld ein Versprechen
für noch Superleistungen. Fazit: eine gradlinige, ehrlich wirkende Autobiographie,
die allerhand an Einblicken und Erkenntnissen zu bieten hat.
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