JASON ELLIOT: PERSIEN. GOTTES VERGESSENER GARTEN" Die Missstände im Land waren nicht nur ein offenes Geheimnis sie waren überhaupt kein Geheimnis." Das gehört zu den vielen Überraschungen, die der versierte britische Reiseschriftsteller Jason Elliot bei seiner mehrjährigen Erforschung des Iran machte. Atemberaubend fremd, voller Kontraste und ganz anders als erwartet fand er das große Land mit der uralten Kultur vor. Persien. Gottes vergesser Garten" lautet der Titel dieses sehr persönlichen Reiseberichts, zu dem Elliot zwischen 2002 und 2005 mehrfach dort war. Seine guten Kenntnisse der Landessprache Farsi waren sehr hilfreich, dennoch überraschte es ihn immer wieder, wie frei und unbehelligt er sich im Lande bewegen konnte und wie offen die Menschen über die vielfältigen gegenwärtigen Probleme des Iran sprachen. Besonders abenteuerlich sind seine fesselnden Berichte von den Abstechern in entlegene Gebiete, die noch nie einen Touristen sahen. Und neben den Begegnungen mit den dortigen Menschen fernab der modernen Zivilisation faszinieren dann die großartigen Zeugnisse der uralten persischen Kultur und hier vor allem die der Architektur, der er sich ebenfalls ausführlich widmet. Klapprige alte Busse, Sammeltaxis, Pferde, Elliot scheut keine Strapazen und wird durch einzigartige Erlebnisse entschädigt bis hin zu einem für unmöglich gehaltenen Besuch im Allerheiligsten einer Moschee. Auf keinen Fall wollte er etwas Politisches schreiben, doch die Menschen sagten ihre Meinung und sie taten es ausgesprochen direkt und stets wurde es dabei hoch politisch. Elliot erlebt im vermeintlich streng religiös geprägten Mullah-Regime ein Volk, das eher verärgert und häufig auch resigniert ist über den schlechten Zustand des potenziell so reichen Landes. Der Reisende erlebt eine Gesellschaft, die ein Doppelleben führt und den herrschenden Mullahs die Schuld an den meisten Misshelligkeiten gibt. Da kann es beim offiziell strikt verbotenen Whisky oder Rotwein schon mal zu solch erstaunlichen Äußerungen kommen: Jetzt, wo wir eine islamische Regierung haben, will niemand mehr etwas von Religion wissen." Entstanden ist ein bildgewaltiges Buch über ein ebenso faszinierendes wie missverstandenes Land und Elliot berichtet mal humorvoll, mal scharfsinnig, immer aber ausnehmend kenntnisreich. Fazit: Ein Lesevergnügen der Sonderklasse, das einen so ganz anderen Eindruck des vermeintlichen Schurkenstaates entstehen lässt. |
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# Jason Elliot: Persien. Gottes vergessener Garten (aus dem Englischen von Rudolf Hermstein u. Barbara Heller); 446 Seiten, div. Abb.; Malik Verlag, München; 24,90 WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)
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