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ANTHONY HOROWITZ: „MORD STAND NICHT IM DREHBUCH“

Anthony Horowitz hat seine Trilogie als Chronist und Begleiter des ehemaligen Kriminalbeamten Daniel Hawthorne abgeschlossen. Nun aber will der verschlossene Detektiv die ungewöhnliche Kooperation zwischen Kriminalist und Ermittler unbedingt fortsetzen.
Horowitz lehnt jedoch entschieden ab, zumal Hawthorne ein schwieriger Partner war. Vor allem aber ist ihm sein aktuelles Projekt, das Theaterstück „Mindgame“ viel wichtiger. Dessen Premiere mit dem renommierten Regisseur Ewan Lloyd sowie namhaften schauspielern im Londoner Westend steht unmittelbar bevor.
Das Stück, das im Geiste von Agatha Christie in einer Irrenanstalt spielt, in der die Insassen die Herrschaft übernommen haben, läuft bei der Premiere gut. Allerdings gibt es einen bedenklichen Aspekt: Harriet Throsby schaut auch zu und sie ist als giftspritzende Theaterkritikerin der „Sunday Times“ gefürchtet.
Tatsächlich kommt es noch schlimmer als befürchtet, denn Throsbys Rezension geht noch während der Premierenfeier ins Netz und könnte ätzender kaum sein. Sowohl das Stück selbst wie auch Regie und Schauspieler werden da niedergemacht. Für Anthony Horowitz aber kommt es noch viel heftiger, denn als er im Laufe des folgenden Tages verkatert aufwacht, verlangt die Polizei Einlass.
Detective Inspector Cara Grunshaw, die noch eine alte Rechnung mit Horowitz offen hat, hält ihm genüsslich vor, dass Harriet Throsby am Morgen in ihrem Haus erstochen aufgefunden worden sei. Die Tatwaffe just einer jener fünf Schmuckdolche, die der türkische Produzent des Theaterstückes nach der Premiere verschenkt hatte, Und da die Tatwaffe DNA von Horowitz aufweist, wird der mangels Alibi umgehend verhaftet.
Das ist nun der Beginn des – nun doch – vierten Falles von Horowitz und Hawthorne, hier unter dem Titel „Mord stand nicht im Drehbuch“. Der Grund liegt auf der Hand: wer anders als der ebenso verquere wie außergewöhnliche Detektiv und Ex-Polizist sollte den Autor aus dieser verzwickten Bredouille befreien können?
Alles scheint auf Horowitz hinzuweisen, wenn auch die drei Schauspieler, der Regisseur und der Produzent ebenfalls gute Gründe gehabt hatten, dieser Kritikerin letal das Handwerk zu legen. Und es wird eilig und brenzlig, zumal Horowitz nach dem Besäufnis auf der Premierenfeier nicht mal so ganz sicher ist, ob er nicht womöglich doch...
Es werden spannende Ermittlungen mit manchen Überraschungen, bei denen auch einige Geheimnisse aufgedeckt werden. Bei all dem blitzen immer wieder auch Verknüpfungen mit Horowitz' Biografie als erfolgreicher Buch- und Theaterautor durch und wie gewohnt ist das alles nicht nur flott und elegant geschrieben, auch der berühmte britische Humor schimmert immer wieder durch.
Fazit: Auch dieser Horowitz-Hawthorne-Krimi ist ein Genuss für Liebhaber des gepflegten englischen Krimis, der sich such auch auf typische Agatha-Christie-Muster verlässt.
# Anthony Horowitz: Mord stand nicht im Drehbuch (aus dem Englischen von Lutz-W. Wolff); 328 Seiten; Insel Verlag, Berlin; € 25

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)