- Geschrieben von: Wolfgang A. Niemann
- Kategorie: Belletristik (Roman/Krimi)
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VOLKER KUTSCHER: „RATH“
Der zehnte Band der Krimi-Reihe mit dem Kriminalbeamten Gereon Rath aus der Nazi-Zeit ist da mit dem schlichten Titel „Rath“. Damit endet eine ebenso großartige wie erfolgreiche Serie, die im Jahr 1929 („Der nasse Fisch“) einsetzte.
Am Anfang steht ein Prolog vom September 1938 und am Ende ein Epilog an Hitlers 50. Geburtstag im April 1939. Dazwischen spielt sich ein spannendes Geschehen ab, das wie gewohnt vor sehr realem historischen Hintergrund und mit exzellentem Zeit- und Lokalkolorit in den Bann schlägt.
Der Vorgängerband „Transatlantik“ diente als große Vorbereitung auf diesen Abschlussband, indem er alle wichtigen Protagonisten in Stellung brachte. Da war Charlotte Rath als Detektivin in Berlin arg auf sich allein gestellt, nachdem ihr Mann erst im Untergrund und dann in Amerika weilte.
Wobei nur drei Personen überhaupt wussten, dass er bei der Schießerei in Berlin nicht umgekommen war. Bevor er nun heimlich mit seinem Bruder Severin ins Reich zurückkehrt, weil sein Vater im Sterben liegt, steht der Prolog. Darin wird Hannah Singer, die jüdische Freundin von Rath-Ziehsohn Fritze Thormann, mit Euthanasie-Methoden umgebracht.
Natürlich darf auch diesmal nicht der echte Kriminalfall fehlen. Da werden die Leichen von zwei Hitler-Jungen gefunden und seitens einflussreicher Kreise wird der Verdacht auf Fritze gelenkt, selbst aktiver Hitler-Junge. Allerdings hat der 17-Jährige in SA-Standartenführer Wilhelm Rademacher einen Feind, der auch für Charlotte und später ebenso für Gereon Rath zum zentralen Gegenspieler wird.
In anderen wichtigen Handlungssträngen ist unter anderem die ehemalige Nackttänzerin Marion wieder ins Reich zurückgekehrt. Sie will den Mörder ihres Mannes, des Ganoven Abraham Golstein, finden. Ein für alle Beteiligten brisante Rolle spielt auch Gereon Raths Intimfeind Tornow, der als SS-Obersturmbannführer noch mächtiger und intriganter geworden ist.
Allenthalben spürt man zudem bereits unterschwellig, wie das Regime auf den Krieg zusteuert, während es ganz offen und brachial die Judenhatz bis zu der als „Reichskristallnacht“ glorifizierten Reichsprogromnacht vom 9. November 1938 zutreibt. Das ist trotz der Kriminalhandlung weit mehr als 'nur' ein Krimi und es endet schließlich nicht nur privat zwischen Gereon und Charlotte in düsterer Schicksalsstimmung.
Da ist dann der Epilog mit seiner frappierenden Aktion nur noch ein überraschender aber durchaus konsequenter Abschluss einer großen Serie, die auf ihre Weise bis zu diesem Ende Maßstäbe setzt.