- Geschrieben von: Wolfgang A. Niemann
- Kategorie: Sonstiges
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SABINE PÉNOT (Hrsg): „REMBRANDT – HOOGSTRATEN - FARBE UND ILLUSION“
Seit dem 8. Oktober und noch bis zum 12. Januar 2025 widmet sich das Kunsthistorische Museum Wien Rembrandt Harmonsz von Rijn (1606-1669) erstmals eine große Sonderausstellung. Das wahrhaft Spannende aber ist, dass diese Werkschau mit einer zum Schaffen von Samuel van Hoogstraten (1627-1678) kombiniert ist.
Der war der wohl beste Schüler des genialen Barockmalers und er bietet die einzigartige Perspektive aus nächster Sicht auf seinen Lehrer. Wobei der junge Mehrfachbegabte auch mit seinen Schriften große Erfolge erzielte. Unvergessen ist dabei ein Buch als Meilenstein der Kunstgeschichte: „Einführung in die Hohe Schule der Malkunst“ (1678).
„Rembrandt – Hoogstraten: Farbe und Illusion“ lautet der Titel der Ausstellung wie auch des opulenten Begleitbuchs, dass Kuratorin Sabine Pénot dazu herausgegeben hat. Von den 59 teils weltberühmten Werken sind rund die Hälfte von Rembrandt und die andere Hälfte von seinem Schüler.
Es gibt viele Einblicke in die Werkstattpraxis und die Ausbildungsmethoden des Meisters bis hin zu Zeichnungen und Skizzen. Hoogstraten aber war ein besonders talentierter, wie schon sein Einstieg mit ehrgeizigen gelungenen Selbstporträts in den ersten Jahren bezeugt. Faszinierende Beispiele belegen die Leidenschaft beider Maler für die Erzeugung von Illusionen auf dem Malgrund., die sie mit Farbe und Licht herbeizauberten.
Da wird es gewissermaßen zum Wettbewerb, wenn der – zu Unrecht ungleich unbekanntere – Schüler den Weg zum Illusionären vor allem als Meister des Trompe-l'Oeil perfektioniert. Der mit seinen „Augenbetrüger-Stillleben“ sogar den Kaiser in Wien verblüfft.
Die Betrachtung Rembrandts aus der Perspektive seines Schülers eröffnet erfrischend neue Blicke und auch die vergleichende Zeitleiste ist als dramaturgischer Kniff wegweisend. Die Essays etlicher renommierter Kunsthistoriker geben viele und vor allem im Vergleich von Meister und Lehrling interessante Erkenntnisse.
Wie Rembrandt kleinste Details bis hin zu grauen Haaren im Bart oder Mode-Accessoirs strategisch nicht nur in seinen Porträts einsetzte oder Hoogstraten bei seinen legendären Augentäuscherbildern Gegenständen feinste Konturen mitgab, hinterlässt einen erstaunlichen Schluss: Es gab noch keine Fotografie, doch es gab Meister wie Rembrandt und Hoogstraten.
Fazit: ein exzellent aufgemachter Textbildband, der für jeden Kunstfreund ein Muss ist.
# Sabine Pénot (Hrsg.): Rembrandt – Hoogstraten: Farbe und Illusion; 288 Seiten, div. Abb., Großformat; Belser Verlag, Stuttgart; € 59
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)