- Geschrieben von: Wolfgang A. Niemann
- Kategorie: Belletristik (Non-Fiction)
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ADWIN de KLUYVER: „NIEMANDSLAND“
Adwin de Kluyvers Spezialgebiet sind die Polreisen und das Heldentum. Für seinen großen Reisebericht „Niemandsland – Eine antarktische Entdeckungsreise“ hat der niederländische Historiker aber nicht nur zu bekannten und weniger berühmten Expeditionshelden intensiv recherchiert, er hat auch eine eigene Antarktisreise mit dem Segelschiff unternommen.
An den Anfang und dann als Rahmengeschichte stellt er jedoch einen zumindest im Westen fast vergessenen Forschungsreisenden, den japanischen Offizier Nobu Shirase (1861-1946), der von 1910 bis 1912 eine eigene Expedition zum riesigen weißen Kontinent leitete.
Was sich gut mit der berühmten erfolgreichen Reise zum Südpol des norwegischen Kapitäns Roald Amundsen verbindet, denn dessen Dreimastschoner „Fram“ ankerte damals in Sichtweite von Shirases „Kainan Maru“. Mag die Mission des Japaners auch von Misserfolgen geprägt gewesen sein, so wurde er dennoch in seiner Heimat als Held gefeiert.
Und Autor de Kluyver schildert seine Expeditionen ebenso fesselnd und bildhaft wie die großen Wettläufe zwischen Amundsen und dem Briten Robert Falcon Scott. Bei allen diesen Forschern wird zugleich deren Gratwanderung zwischen Tragik und Heldentum deutlich.
Auch andere Persönlichkeiten, die trotz großen Einsatzes an den schier unfassbaren Herausforderungen dieses endlosen leeren Kontinents scheiterten – unter ihnen mit Jennie Darlington eine der ersten Frauen auf dem ewigen Eis. Allen zu eigen ist ihnen die gefährliche Faszination Antarktikas.
Die de Kluyver dann auch aus eigener Erfahrung eindrucksvoll schildert. Selbst als Crewmitglied mit an Bord, erlebte er die erbarmungslose Kälte in der Unendlichkeit dieser Eiswüste. Zugleich war der auf dem Dreimaster „Europa“ auch der rauen See und den harschen Winden ausgesetzt.
Durchsetzt mit den Geschichten der Antarktisforscher und manchen Anekdoten, ist aus diesem vielschichtigen Porträt des menschenfeindlichen Kontinents und seiner Erforschung ein exzellenter literarischer Reisebericht geworden. Zum großen Lesevergnügen kommt hier im Übrigen noch die feine bibliografische Gestaltung mit vielen historischen Abbildungen als Glanzpunkt hinzu.
# Adwin de Kluyver: Niemandsland – Eine antarktische Entdeckungsreise (aus dem Niederländischen von Bärbel Jänicke); 367 Seiten, div. Abb.; marebuchverlag, Hamburg;
€ 36
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)