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ANDREAS IZQUIERDO: „ÜBER DIE TOTEN NUR GUTES“
Erfolgsautor Andreas Izquierdo liebt den subtil satirischen Stil und gediegene Charaktere, Beide Ansätze fließen nun reichlich ein in eine neue Krimi-Serie, die im Untertitel „Ein Trauerredner ermittelt“ ein erfrischend neues Motto setzt.
Zum Auftakt liegt jetzt der Roman „Über die Toten nur Gutes“ vor, der ins beschauliche Glücksburg – nahe Flensburg und dänischer Grenze – führt. Dort lebt Mads Madsen, 28 Jahre alt und Trauerredner. Erfolgreich vor allem, weil seine Ansprachen diskret und gründlich recherchiert sind, vor allem aber auch wegen seiner schönen Stimme.
Der intelligente aber auch etwas naive junge Mann lebt mit seinem ziemlich verschrobenen Vater Fridtjof zusammen, der in Träumen von Bingo-Erfolgen lebt und Mads außerdem mit wild blühenden Geschichten aus der Vergangenheit nervt, bevor Mutter Stine früh verstarb.
Eng verbunden ist Mads mit dem alteingesessenen Bestattungsunternehmen Amelung, dessen Junior-Chef Fiete im Übrigen sein bester Freund ist. Zu Beginn jedoch erhält Mads in einer windigen Nacht eine Botschaft per weißen Blättern von seinem anderen besten Freund Patrick aus Kindertagen.
Wie damals mit Geheimtinte geschrieben, steht da die Bitte, für ihn die Trauerrede zu halten. Und Mads erfährt auch bald, dass Patrick, der vor 20 Jahren aus unerfindlichen Gründen spurlos mit seiner Mutter verschwand, Opfer eines vermutlich vorsätzlichen Autounfalls mit Fahrerflucht wurde.
Mads war schon immer gründlich in der Vorbereitung seiner allseits geschätzten Trauerreden, um so mehr gilt das nun seinem einstigen Freund. Da reichen alte Erinnerungen wenig, als er nun jedoch mit beharrlicher Schnüffelei der ein oder anderen Ungereimtheit auf die Spur kommt, tritt er einigen Zeitgenossen empfindlich auf die Zehen.
Zuerst einmal und dann immer wieder trifft er auf Kriminalhauptkommissarin Luisa Mills, wenig interessiert an dem Fall, dafür um so bärbeißiger gegenüber Mads' sehr unwillkommenen Einmischungen. Im Umfeld Patricks, das er mühsam zu durchschauen versucht, stößt er einerseits auf Kumpel Timo und die flatterhafte Jessica, aber auch auf Leute, die auf handgreifliche Weise sehr unfreundlich auf seine Schnüffeleien reagieren.
Vor allem weil die allerlei zu Tage kehren, so schwer die Zusammenhänge auch zu durchschauen sind. Eingeflochten sind da immer wieder skurrile Passagen mit Vater Fridtjof wie auch mit Freund Fiete. Der ist zudem extrem verliebt in Laura, eine niedliche Kindfrau, die jedoch noch erstaunliche Fähigkeit offenbaren wird.
Vorerst aber treibt Mads nach anfänglich noch so humrigen wie schrägen Einlagen zunehmend in sumpfiges Gelände, denn die Dimensionen hinter Patricks Ableben erweisen sich als ungeahnt gefährlich.
Wenn Mads dann zwischendurch bei Kommissarin Mills im Verhörraum landet, kann er nur froh sein, dass Fietes Schwager Robert ein beinharter Anwalt ist. Und wenn schon Trauerredner, dann gehört in seine solche Geschichte natürlich einiges aus der Arbeit der Bestatter. Wo im Übrigen so manche Nebenrollen ebenfalls wunderbar gezeichnet sind, insbesondere die des diskret aber wirkungsvoll auftretenden Thanatopraktikers Herr Barnady. Mehr jedoch darf hier nicht verraten werden, denn es wird hochgradig spannend.
Und nicht von ungefähr ist Andreas Izquierdo auch ein versierter Drehbuchautor: dieser köstliche Regionalkrimi mit seinen starken Dialogen und ganz viel Schmunzelpotential ist nicht nur weit mehr als das – er ist auch absolut filmreif. Und es soll ja noch mehr Fälle des Trauerredners geben!


# Andreas Izquierdo: Über die Toten nur Gutes, Ein Trauerredner ermittelt; 314 Seiten, Klappenbroschur; DuMont Verlag, Köln; € 18
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)