- Geschrieben von: Wolfgang A. Niemann
- Kategorie: Belletristik (Roman/Krimi)
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DANTE: „DIE GÖTTLICHE KOMÖDIE“
Dante Alighieri (1265-1321) hat die Erstveröffentlichung seiner „Divina Comedia“ nicht mehr erlebt. Und damit auch nicht, dass die Großdichtung mit den fast 5.000 gereimten Strophen zu einem der berühmtesten Klassiker der Weltliteratur werden sollte.
Eine ganz andere Bedeutung aber sollte „Die Göttliche Komödie“ - von der der Dichter selbst sagte, dass sie keine Komödie im klassischen griechischen Sinne sei – für die Kultur seines Heimatlandes erlangen. Er hatte sie im volksnahen Italienisch verfasst und nicht im üblichen Latein der Gebildeten und legt damit die Grundlage der italienischen Landessprache.
Dante hatte das Werk mit erlesener Sprachgewalt in Reimen geschrieben und auch für die deutsche Sprache gibt es etliche anspruchsvolle Übersetzungen. Allerdings unterliegt die Übertragung von Lyrik stets natürlichen Schwächen, wenn sie adäquat in Sprache, Rhythmus und Stil übertragen werden soll.
Was ein Manko sämtlicher bisheriger Übersetzungen war – bis zu der Neuübersetzung, die der Manesse Verlag nun herausgebracht hat. „Die Göttliche Komödie“ in ungereimten Dreizeilern und in prachtvoller Aufmachung gewissermaßen als Dante für das 21. Jahrhundert aufbereitet. Die vornehme Aufgabe übernahm mit Rudolf Georg Adam ein ehemaliger Diplomat, der bereits im Studium in Oxford für eine Dante-Arbeit ausgezeichnet wurde.
Nichts vom Original fehlt da, doch der studierte Historiker erklärt in einem umfangreichen erhellenden Anhang, warum er den anderen Weg, weg von der Urform als gereimtes Gedicht gegangen ist. Ohne die Zwänge des Reims gelingt eine weitaus elegantere und im Endeffekt genauere Übertragung des Originals. Dessen Sprachstil bleibt ebenso in seiner Feinheit nachempfindbar, selbst da, wo Dante sogar vulgäre und später ekstatisch religiöse Zeilen darbietet.
Die Prinzipien seiner Übertragung seien zuallererst Dantes exzellente Präzision der Begriffe, der Bilder sowie der Knappheit des lakonischen Ausdrucks gewesen, so Adam. Nur so sei der ganze Reize der ursprünglichen Sprachgewalt Dantes zu vermitteln.
Tatsächlich sorgt diese bildhafte und sprachlich differenzierte Präsentation der „Göttlichen Komödie“ in Prosa eine deutlich bessere Verständlichkeit des komplexen Stoffes. Zugleich macht diese bisher ungewohnte Form des Meisterwerks dieses zu einem wesentlich zugänglicheren Lesegenuss. Hinzu kommen Adams erhellende Ausführungen zu Zeit und Entstehung des Werks wie auch zur Vita des Dichters.
Durch die edle äußere Gestaltung des Buches sowie die Einfügung von 18 farbigen Illustrationen wird das Opus magnum zu einer hochwertigen Prachtausgabe.
# Dante: Die Göttliche Komödie (aus dem Italienischen von Rudolf Georg Adam); 670 Seiten, div. Abb.; Manesse Verlag, München; € 80
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)