- Geschrieben von: Wolfgang A. Niemann
- Kategorie: Belletristik (Roman/Krimi)
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VOLKER JARCK: „UND SPÄTER FÜR IMMER“
Johann Meinert durchfährt ein heftiger Schrecken, als er in seinem Versteck bemerkt, dass er bei der Flucht sein Tagebuch verloren hat. Der Inhalt könnte ihn doch noch das Leben kosten.
Damit beginnt Volker Jarcks jüngstes Werk unter dem Titel „Und später für immer“. Erst spät aufgefundene Aufzeichnungen seines Großvaters wurden zum Auslöser und Grundlage dieses Romans um einen Deserteur.
Der 25-jährige Funker konnte sein Glück kaum fassen, als er mit seiner Einheit zum Fliegerhorst Stade versetzt wurde. In die Nähe seiner Heimat und es ist Frühjahr 1945. „Seit fünf Jahren hat man uns gesagt, wofür wie zu sterben bereit sein müssen. Ich glaube, ich habe nun verstanden, wofür ich leben will.“
Mit Ehefrau Emmy und dem Neugeborenen hat er schließlich die innigsten gründe, den späten Heldentod zu vermeiden. Mit drei Gleichgesinnten desertiert er also und kommt in der Scheune von Onkel und Tante unter, die ihn auch heimlich beköstigen.
In seinem Versteck liest er immer wieder Emmys Briefe und seiner Erinnerungen schweifen in die Kindheit mit den Brüdern, zu Kriegserlebnissen und vor allem immer wieder, wie er Emmy kennenlernte. Doch über allem schwebt die ständige Angst vor der Entdeckung, denn er weiß, wie unerbittlich dann das Standgericht droht.
Und tatsächlich wird er entdeckt: durch die neugierige Frieda vom Nachbarhof. Klug und aufgeweckt sucht das Mädchen nun seine Nähe und sein Vertrauen. Zugleich ist Johann nur zu bewusst, dass sein Schicksal damit jetzt in der Hand Friedas liegt.
Und die Halbwüchsige hst nicht nur selbst Brüder, die tagtäglich den Soldatentod in den letzten Kriegswochen vor Augen haben – sie will bald mehr als nur Freundschaft, während Johann doch nichts umtreibt als die Sehnsucht nach Frau und Kind.
Man erfährt im Nachwort des Auors, dass seine Großvater überlebt hat, mehr aber sei dazu nicht verraten. Dass dieser Roman vor authentischem Hintergrund so überzeugft, liegt insbesondere an der unpathetischen, fast lakonischen Art des Erzählens. Volker Jarck setzt damit auch den vielen, oft bis heute geschmähten Deserteuren ein sehr privates Denkmal für ihr menschlich so verständliches Tun.
# Volker Jarck: Und später für immer; 205 Seiten; Insel Verlag, Berlin; € 23
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)