- Geschrieben von: Wolfgang A. Niemann
- Kategorie: Belletristik (Roman/Krimi)
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VOLKER KLÜPFEL: „WENN ENDE GUT, DANN ALLES“
Volker Klüpfel einmal ohne seinen kongenialen Co-Autor Michael Kobr, dafür aber mit einem neuen Ermittler-Duo der besonderen Art: Thriller-Autor Tommi und die ukrainische Putzfrau Svetlana.
Ich-Erzähler Tommi ist allerdings ein Schriftsteller mit Ladehemmung (und einer gewissen Selbstüberschätzung), denn sein Erstling dümpelt auf Seite 12. Nach drei Monaten. Im Übrigen hat seine Freundin ihn verlassen und der 32-Jährige haust aktuell wegen finanzieller Engpässe in dem Wohnmobil, mit dem sein Vater bis vor kurzem noch als Abenteurer unterwegs war.
Nun lebt Vater Leo, sehr muntere 63, in einer feinen Seniorenresidenz und bringt mit viel Hunger auf zwischenmenschliche Beziehungen Tommis Erbe durch. Aber immerhin hat Leo dem tolpatschigen Filius außer dem Wohnmobil noch eine Besonderheit vererbt, die sich noch als wahrer Schatz erweisen wird: Svetlana, 49, Putzfrau mit Herz aus Gold.
Gleich beim Kennenlernen, als Tommi sie abholt, damit sie den „Hymer“ mal wieder so richtig bewohnbar macht, stoßen sie – ohne es natürlich zu ahnen – auf ihren ersten gemeinsamen Fall. Weshalb denn dieser Roman, der der Auftakt einer Reihe sein soll, einen vielsagenden Titel trägt: „Wenn Ende gut, dann alles. Svetlana, der Dichter und der Fall mit dem einsamen Kind“.
Womit zweierlei angedeutet wird: Svetlanas köstliche Vorliebe für Sprichwörter, die bei ihr jedoch durchweg eine eigenwillige grammatische Note bekommen. Und sie stoßen bei ihrer Fahrt durch den Regen am Waldrand auf ein völlig durchnässtes kleines Mädchen, das kein Deutsch spricht.
Sie übergeben die Kleine der Polizei, Svetlana aber will mehr und mit ganz viel Helfersyndrom versucht sie persönlich, die Familie des Kindes ausfindig zu machen. Dass sie den ebenso begriffsstutzigen wie behäbigen Tommi dabei unerbittlich mit einbezieht, gelingt trotz dessen präkrastinativer Haltung locker, weil sie ihn von Beginn an geradezu marionettenhaft zu „motivieren“ versteht.
Man erwarte nun aber keine wilde Jagd, denn dieser Fall entwickelt sich gemächlich, das jedoch mit viel Humor. Tommi erweist sich als kauzige Type, während Svetlana, die sich ihr Privatleben und ihre Vergangenheit eisern ausschweigt, ansonsten allerdings für klare Verhältnisse sorgt. Womit sie ein hinreißendes Pendant ins Geschehen einbringt.
Und ja, dieser Roman ist ein Krimi, der zunehmend spannend wird inklusive Mordfall. Wer es dabei aber auch gern humorvoll bis schräg mag, findet hier ein leichtfüßiges Lesevergnügen und wird sicher gern auch auf den nächsten, ebenfalls in sich abgeschlossenen Fall mit diesem Duo warten.
# Volker Klüpfel: Wenn Ende gut, dann alles; 413 Seiten; Penguin Verlag, München; € 24
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)