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ALEXANDRA FLINT: „SILENT SECRETS“
Nach einem gehetzten, verwirrenden Prolog gibt es eine eher harmlose Szene mit der 19-jährigen Remy, die in Paris lebt und in einem Blumenladen arbeitet, dort allerdings in der kleinen Werkstatt für alle möglichen technischen Reparaturen.
Damit beginnt Alexandra Flints Auftakt zur Mondia-Dilogie unter dem Titel „Silent Secret“. Und es sei als einziger Negativpunkt vorweg festgestellt: eine deutsche Autorin, eine Geschichte, die größtenteils in der französischen Hauptstadt spielt, und dann ein englischer Titel – das ist einfach doof.
Um so intelligenter und fesselnder aber reißt einen das Geschehen alsbald hinweg. Im Blumenladen taucht Kasimir auf, kurz Sim genannt, weil ihn sein Silbenspringer, ein für normale Menschen unsichtbarer Polarfuchs, dorthin gelotst hat. Sim ist auf der verzweifelten Suche nach einem geheimnisvollen Messingkästchen, dem Duplikator.
Sim gehört zu den Weltenschreibern, die sich im Untergrund von Paris um die Weltenbibliothek kümmern und sie in Ordnung halten. Dieses mysteriöse Werk der „Mondia“ hält das Gleichgewicht der Welt im normalen Zustand. Doch nun ist Unheilverkündendes geschehen: die Tore der Bibliothek haben sich geschlossen und die Welt droht außer Kontrolle zu geraten.
Für solche Fälle war immer der Clan der Ripari zuständig, doch deren letzte Vertreterin Cassandra ist vor wenigen Tagen ums Leben gekommen. Erste Katastrophen bahnen sich bereits an, als nun Sim auf Remy trifft und er sofort erkennt, dass in ihr besondere schlummern und – dass sie eine Ripari sein muss.
In den Katakomben von Paris sehen die Weltenschreiber in der Adoptivtochter der Blumenhändler Aramena, die Einzige, die Mondia retten kann. Mit ihren Fähigkeiten könnte sie die einzigartige Mechanik reparieren, die die Tore der Mondia wieder öffnen würde.
Das aber stellt sich als ungeheuer schwierig heruas und Remy muss, von Sim begleitet, in viele Städte Europas reisen, um all die Rätsel um die verschlossenen Mondia-Pforte zu lösen.
Das erweist sich nicht nur als höchst kompliziert, denn es gibt eine Gruppe brutaler Konkurrenten, die Novas. Die schrecken selbst vor Mord nicht zurück und man ahnt Schlimmstes, sollte ihnen der Schlüssel zur Weltenbibliothek in die Hände fallen.
Bei dem rasanten Tempo der Ereignisse ist vor lauter Abenteuern kaum Zeit für die romantischen Gefühle, die sich zwischen Remy und Sim entfalten. Und dann endet das Alles nach einem vermeintlichen Triumph mit einem gemeinen Cliffhanger, der ganz viel in Frage stellt.
Aber – Teil 2 der Geschichte wird in diesen Tagen unter dem Titel „Twisted Treason“ vorgelegt und dass er mindestens so packend wie der Auftakt wird, dafür sorgt schon die Ankündigung, dass Remy Sim aus der Gewalt der Novas retten muss. Fazit: Urban Fantasy von hoher Klasse, wegen der recht emotionalen Erzählweise aber vermutlich eher für weibliche Teenager geeignet.


# Alexandra Flint: Silent Secrets; 473 Seiten; Planet! Verlag, Stuttgart; € 20
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)